Gerechtigkeit und Fairness: Chance für gelebte Werte in der Spa-Branche

Gerechtigkeit und Fairness sind zwei Werte, die die Spa-Branche gleich auf zwei Ebenen betreffen. Nicht nur der Gast wünscht sich eine gerechte und faire Behandlung, sondern auch der Mitarbeiter. Joram Schirmaier, Spa Manager im Öschberghof, findet es bedenklich, dass Gerechtigkeit und Fairness gegenüber dem Gast eine Selbstverständlichkeit sind, nicht aber immer gegenüber den Mitarbeitern. Warum die feste Verankerung dieser beiden Grundwerte im Management nicht nur ethisch richtig und wichtig ist, sondern auch einen Mehrwert für den Gast bedeutet, erklärt er in seinem Beitrag.

Mitarbeiter springen vor Freude

Mitarbeiterzufriedenheit ist der Schlüssel zur Gästezufriedenheit. Gerechtigkeit und Fairness sind Werte, die in der Mitarbeiterführung Platz haben müssen. Foto: Fotolia/tynyuk

Ein nicht fairer und auch ungerechter Umgang mit den Mitarbeitern eines Spa-Betriebes schädigt unsere Branche massiv. Und dieses Image hat sich leider schon vielerorts etabliert. Wir brauchen die besten Mitarbeiter, denn sie definieren die Seele unseres Spas. Mitarbeiter, die ihre eigene Zufriedenheit auf den Gast übertragen. Loyale Mitarbeiter, die das Know-How im Unternehmen halten.

Gerechtigkeit und Fairness im Team sind ein klares Führungsthema

Ein kritischer Blick auf diese Thematik ist wichtig. Gerechtigkeit und Fairness sind Kernelemente eines guten Arbeitsklimas. Und diese Werte müssen vom Management vorgegeben und vorgelebt werden. Kein Unternehmen kann sich einen fairen und gerechten Umgang innerhalb eines Teams erwarten, wenn es selbst nicht danach handelt. Diese Grundwerte sind in allen Beziehungen von großer Bedeutung. Oft ist dem Spa-Mitarbeiter klar, dass ein Gast fair und gerecht behandelt werden muss, aber auch unter Kollegen, zwischen Führungskräften und Mitarbeitern und innerhalb des Führungsteams ist diese Wertehaltung nicht minder wichtig. Es ist also ganz klare Aufgabe des Führungsteams einen Führungsstil zu etablieren und zu leben, der Fairness und Gerechtigkeit in allen Beziehungen einfordert und auch fördert.

Fairness ist die Grundbasis für ein erfolgreiches Team

Googelt man den Begriff „Fairness“, schlägt der Duden unter anderem Definitionen wie „anständiges Verhalten, gerechte, ehrliche Haltung anderen gegenüber“ vor. Ich würde meinen, diese Beschreibung trifft es sehr gut.

Fairness inkludiert weit mehr als nur gerecht zu sein. Ehrlichkeit, Fair Play, Loyalität, eine offene Kommunikation und ein kollegiales Verhalten sind meines Erachtens die Grundlage für das gute Auskommen miteinander.

Ein Arbeitsklima das auf diesen Werten basiert unterstützt die Produktivität jedes einzelnen und steigert die Motivation. Beruflich aber auch privat. Wenn wir als Spa-Betrieb also einen fairen Job anbieten, müssen wir unsere Mitarbeiter auch entsprechend behandeln. Und um das sicherzustellen, stützen wir uns im Öschberghof unter anderem auf Chancengleichheit, klare Strukturen und ein gutes Feedbacksystem. Mit Erfolg. Vermeintliche Kleinigkeiten wie das „Danke“ im Berufsalltag gehören ebenso zur Fairness und fördern das guten Miteinander.

Fairer Job, gibt es das eigentlich?

SpaCamp 2017, Session "Fairness im Spa gegenüber Mitarbeitern, Industrie und Partnern" mit Joram Schirmaier, Öschberghof. Foto: SpaCamp / Jasmin Walter Photography

SpaCamp 2017, Session “Fairness im Spa” mit Joram Schirmaier. Foto: SpaCamp / Jasmin Walter Photography

In meiner Session beim SpaCamp 2017 habe ich über das Thema „fairer Job“ gesprochen. Doch was ist das – ein fairer Job? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. In erster Linie muss die Einhaltung des Arbeitsschutzgesetzes sichergestellt werden. Damit schützen wir unsere Mitarbeiter vor Ausbeutung und unfairer Bezahlung. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Spa-Branche mit einer unfairen Entlohnung in Zusammenhang steht. Viele (vor allem manuelle) Abrechnungssysteme geben hier zu viel Spielraum. Wir bauen auf ein minutengenaues Zeiterfassungssystem und setzen auch auf überdurchschnittliche Benefits. Warum? Weil der zufriedene und motivierte Mitarbeiter auch unseren Gast mit höherer Wahrscheinlichkeit glücklich machen wird.

Zu einem fairen Job zählen aus meiner Sicht auch stetige Verbesserungen der Arbeitsabläufe, sowie eine individuelle Förderung von Talenten in Form von Schulungen und Weiterbildungen. Fair ist es auch, eine Kultur der offenen Kritik und Kommunikation zu leben. Und zwar in beide Richtungen.

Wenn die Mitarbeiter Spaß an der Arbeit haben und auch die Möglichkeit haben sich einzubringen, identifizieren sie sich viel eher mit ihrem Arbeitgeber und fühlen sich als Teil des Ganzen. Ich bin überzeugt, dass dieser Zugang die Eigeninitiative und somit auch die Freude im Job fördert.

Faire Behandlung der Mitarbeiter wirkt sich positiv auf den Gast auf

Zufriedene Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Gute Mitarbeiter sind loyale Mitarbeiter. Loyale Mitarbeiter sorgen für loyale Gäste. Jede Investition in zufriedene Mitarbeiter ist somit eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Gerade in unserer Branche ist der Faktor „Mensch“ ein enorm wichtiger – denn nicht nur die Annehmlichkeiten des Hauses und die neuen Attraktionen prägen das Gästeerlebnis. Vor allem die Servicequalität unserer Mitarbeiter und die witzigen, charmanten, fürsorglichen und serviceorientierten Persönlichkeiten bleiben in Erinnerung und sorgen für das gewisse Etwas und das besondere Wohlgefühl.

Wir sollten unsere Gäste auch nicht für dumm verkaufen: jeder Gast spürt sofort, wenn Spannungen im Team herrschen. Diese lassen sich nicht verbergen oder überspielen und im schlimmsten Fall übertragen sie sich auch auf den Gast. Das will man auf keinen Fall. Schon gar nicht im „ent-spannenden“ Spa-Umfeld!

Und so schließt sich der Kreis. Eine faire, gerechte Behandlung unserer Teammitglieder ist der Schlüssel zu zufriedenen Gästen. Und das ist es doch, was wir uns alle wünschen!

Es wäre schön, wenn wir mit einer fairen Behandlung unserer Mitarbeiter gemeinsam das Branchenimage aufwerten könnten. Leider haftet unsere Branche noch immer eine gegenteilige Reputation an. Dieses Bild führt auch dazu, dass die Branche Schwierigkeiten hat gutes Personal zu finden. Junge Menschen entscheiden sich immer weniger für eine Fachausbildung in der Spa-Branche weil die Verdienst- und Aufstiegschancen nicht gut sind. Viele machen schlechte Erfahrungen mit dem herrschenden Arbeitsklima. Gerade abteilungsübergreifend ist in vielen Betrieben Aufholbedarf. Warum nicht auch Quereinsteiger für unsere Branche begeistern? Durch individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, faire und gerechte Arbeitsbedingungen und attraktive Anreizsysteme.

Ein respektvoller und menschlicher Umgang – nicht nur mit dem Gast, sondern auch mit dem Mitarbeiter

Es ist so banal, dass man es fast für selbstverständlich halten würde.  Ist es aber nicht. Gegenseitiger Respekt und ein wertschätzender Umgang sind keine Frage der Hierarchie oder der Beziehung zwischen Dienstleister und Gast. Es sind menschliche Grundwerte die groß geschrieben gehören. In jeder Beziehung.

Ich schätze die Menschen die mit mir im Team arbeiten für ihr Know-How. Sie stehen im direkten Kontakt mit dem Gast und verbringen mehr Zeit mit ihm als ich das tue. Ich muss mich zu 100% auf mein Team verlassen können. Und das tue ich. Vertrauen spielt in einem Team eine gleich wichtige Rolle wie ein fairer und respektvoller Umgang.

Ich bin auch bestrebt, die individuellen Fähigkeiten meiner Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Schließlich ist es doch so, dass jeder am besten macht was ihm am meisten Freude bereitet. Und auch dieser Ansatz ist nicht nur aus menschlicher Sicht, sondern auch unternehmerisch absolut zu befürworten. Überraschende Potentiale dürfen und sollten wir als Chancen annehmen. Der Spa-Bereich bietet so viele Facetten, dass Talente entsprechend gefördert werden können. Das ist ein Bonus, den wir als Spa-Branche nutzen müssen!

Autor:in: Joram Schirmaier
Yoganism/MYSSAGE

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