Richtige Beduftung von (Spa-)Räumen und Duft-Marketing – Interview mit Innenarchitektin Gudrun Schade
Liebe Gudrun, als Innenarchitektin planst du Räume. Welchen Stellenwert nimmt hier der Geruch ein und was ist mit Düften heute möglich?
Wir Menschen erleben Räume mit all unseren Sinnen. Und so sollte gelungene Innenarchitektur immer ein Raumerlebnis schaffen, das alle Sinne positiv anspricht. Ein Raum wirkt leicht steril oder langweilig, schlicht unattraktiv, wenn nicht alle unsere Sinne in ein harmonisch abgestimmtes Erleben eingebunden sind. Unser unbestechlichster und schnellster Sinn ist der Geruchssinn. Er reagiert zu allererst auf eine Umgebung und dieser Eindruck ist nicht revidierbar, haben Hirnforscher herausgefunden. Die mit einem Duft verknüpften Erlebnisse und Emotionen können im Alltag vergessen werden- aber derselbe Duft ruft tatsächlich Jahrzehnte später in einem Sekundenbruchteil die gesamten erlebten Emotionen wieder wach! Das ist eine faszinierende Tatsache und gibt mir die Möglichkeit, mit professionell kuratierten Raumdüften einen prägenden ersten, guten Eindruck zu machen. Ich kann spontan Emotionen wie z.B. Vertrauen und Sicherheit hervorzurufen und langfristig verankern. Ein mächtiges Werkzeug im Kundenkontakt!
Ein Zuviel an Düften wird aber oftmals sogar als störend empfunden. Was sind No-Goes und wie gelingt die richtige Balance? Ist weniger oft sogar mehr?
Definitiv! Raumdüfte sollte man nicht nach dem „viel hilft viel“ Prinzip dosieren. Optimal sind Dosierungen knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle. Und der Duft sollte zur Nutzung des Raumes passen. Eine Bar kann durchaus anders riechen als ein Spa. Aber ein Raumduft kann nicht die Anmutung eines Damenparfums oder eines Herrendufts haben. Die Assoziation eines privaten, persönlichen Duftes würde an dieser Stelle nur verwirren. Duftgestaltung muss einzigartig und signifikant sein, also keine anderweitig assoziierten oder bekannte Düfte verwenden, z.B. den Renner eines bekannten Herstellers. Es gibt die Möglichkeit, sogenannte Signature Scents zu entwerfen, die absolut einmalig sind und einen Ort oder ein Unternehmen unverwechselbar machen. Luxusmarken von Autokonzernen bis Kleidung nutzen diese Möglichkeit, und auch die Hotellerie.
Viel wird heute über Duft-Marketing gesprochen und gerade das Spa bietet sich als Ort der individuellen Beduftung an. Was ist hier zu beachten?
Erwiesenermaßen beeinflussen Düfte unser Konsumverhalten, unsere Verweildauer sowie unsere Bereitschaft, Geld auszugeben. Der Duft kann also direkt an der Spa Rezeption den Wechsel der Stimmung und z.B. eine gewisse Entschleunigung signalisieren, um sich dann in allen Räumen fortzusetzen. Er sollte auf die Signature Treatments und das Ambiente abgestimmt sein und eine verwandte Duftwelt bedienen. Regionale Themen können, wenn sie im Spa ebenfalls bespielt werden, Eingang in die Duftgestaltung finden. Das optische und haptische Raumerlebnis sollte im Einklang mit der Duftgestaltung sein.
Damit dann auch Umsatz generiert werden kann, müssen Produkte attraktiv und sichtbar präsentiert werden. Der auf den Spa gebrandete Raumduft kann mit dekorativen Diffusern in kleinen Einheiten zum Mitnehmen und/oder verschenken ebenfalls verkauft werden. So erinnert die Kundschaft sich auch nach dem Spa Erlebnis und kommt gern wieder. Last but not Least, auch die verwendeten Kosmetikprodukte sollten zur Themenlinie Einrichtung, Regionalität, Optik, Haptik und Duftgestaltung passen, sonst ist das Konzept nicht schlüssig.
Auf was ist bei ätherischen Ölen bzw. der Beduftungstechnik zu achten? Künstliche Aromen können ja auch zu Kopfschmerzen führen und Allergien auslösen. Was muss man technisch beachten?
Zunächst einmal ist es sinnvoll, zwischen ätherischen Ölen, die ohne Ausnahme und ausschließlich pflanzlichen Ursprungs sind und zwischen petrochemischen Ölen zu unterscheiden. Petrochemische Düfte, also was Du künstliche Aromen nennst, haben ein sehr hohes Allergiepotential und haften auf unangenehme Weise lange Zeit in den Nasenschleimhäuten. Viele Menschen unterscheiden aber nicht zwischen künstlichen Düften und ätherischen Ölen. Dann höre ich im Gespräch häufig den Satz: „Das ist nichts für mich, ich bekomme Kopfschmerzen und bin allergisch.“
Wir alle kennen diese „Duftbäumchen“ für Autos, das ist eines der schlimmsten Beispiele dafür.
Es gibt sehr duftsensible Personen, ich selbst gehöre auch dazu und bin auch Allergikerin. Künstliche Aromen lösen bei mir schnell und häufig Kopfschmerzen und Übelkeit aus. Deshalb setze ich bei meinen Projekten ausschließlich 100% natürliche, ätherische Öle ein. Ich achte auf entsprechende Klassifizierungen und Herkunftsnachweise, wenn möglich in Bioqualität.
Welche Vorteile konntest du bei ätherischen Ölen feststellen?
Bei ätherischen Ölen mache ich bei mir und anderen sensiblen Personen die Erfahrung, dass sie keine Kopfschmerzen triggern und auch keine Allergien auslösen. Meine persönlichen Erfahrungen decken sich hier mit den Ergebnissen der medizinischen Forschung.
Ätherische Öle sind ja rein natürliche Extrakte und werden fast alle auch in der Medizin eingesetzt. Bei richtiger Anwendung sind sie unbedenklich und können sogar vorteilhaft für die Atemwege sein, z.B. eine Duftmischung mit japanischen Nadelhölzern. Viele ätherische Öle wirken sogar antibakteriell und klärend, dieses Potential nutzt die Naturkosmetik ja schon lange.
Rein technisch ist es eine Frage der richtigen Dosierung, die nicht zu hoch sein sollte, sowie der richtigen Verteilung. Die entsprechenden Diffusoren für kleinere Räume bis hin zu Einheiten für den sicheren Einsatz in Klimaanlagen sollte man professionell einsetzen und auf den Punkt programmieren. Dann sehe ich nur positive Effekte für alle Nutzer der Räume.
Vielen Dank liebe Gudrun Schade von Schade Innenarchitektur für deine spannenden Antworten!