Wie uns der Innere Kompass durch unser Leben navigiert – Interview mit Coach und Persönlichkeitsentwicklerin Christina Zimmerebner
Was ist der Innere Kompass und wie setzt er sich zusammen?
Als Inneren Kompass bezeichne ich unsere Grundeinstellung zu uns und zum Leben mit all seinen Bereichen. Wie Beziehungen aller Art – die zu uns selbst, zu Freunden, unserer Partnerschaft, zu unserer Arbeit, usw. Wir können uns das als Basis vorstellen. So wie hier unsere Einstellungen sind, so erleben wir die Realität. Denn all unsere Erfahrungen, Überzeugungen, Bewertungen und Ansichten, unsere Wahrheiten sind hier gespeichert. Unsere Handlungen beruhen auf diesen Grundeinstellungen.
Am stärksten geprägt wird unser Innerer Kompass durch unsere Kindheit und wie wir diese erleben. Unsere Beziehungen zu unserer Familie und unseren Bezugspersonen sind wesentlich für unsere Grundeinstellung. Erleben wir Verletzungen, die wir in der Kindheit nicht heilen konnten, können wir das als Erwachsene nachholen und so unseren Inneren Kompass neu ausrichten. Selbstwert- und Selbstliebe-Konflikte haben hier ihren Ursprung. Bin ich in der Fülle oder im Mangel? Habe ich als Kind z.B. Sicherheit nicht in dem Maß erlebt, wie ich sie gebraucht hätte, werde ich als Erwachsener eher dazu neigen, in diesem Bereich im Mangel zu sein.
Was sind Glaubenssätze und wie können sie mein Leben beeinflussen?
Ein Glaubenssatz ist nicht nur ein Satz, den ich einfach so glaube. Ein Glaubenssatz ist eine Wahrheit, nach der ich lebe. Dieses Bewusstwerden „Welche Wahrheiten trage ich in mir?“ ist ein wichtiger Schritt, um sie zu ändern. Je mehr lebensverneinende Wahrheiten ich in mir trage – viele davon sind unbewusst und wir spüren sie in Form von Konflikten, Unwohlsein und unangenehmen Emotionen – desto unfreier werde ich mich in mir selbst fühlen.
Ein Klassiker, der uns ausbremst ist:
Ich bin nicht gut genug.
Diese „Wahrheit“ zeigt sich oft versteckt in Form von „Ich kann das nicht. Ich brauch das gar nicht versuchen. Alle anderen sind besser als ich.“ Oder es zeigt sich darin, dass wir immer wieder stark über unsere Grenzen gehen, permanent im Tun sind, alles perfekt machen wollen, um gesehen zu werden und richtig zu sein. Wir definieren uns in diesem Fall sehr stark über das Außen. Wenn die anderen uns sehen und gut finden, dann fühlen wir uns gut. Ist das nicht der Fall, spüren wir Druck, Angst, Enge. Wir fühlen uns dann nicht gut und richtig.
Wenn wir uns bewusst machen, wie wir unser Leben erleben bzw. wie es sich anfühlt, wenn wir diesen Satz „Ich bin nicht gut genug.“ als Wahrheit ansehen und wenn wir unsere Handlungen nach dieser Wahrheit richten, erkennen wir, wie unsere inneren Überzeugungen maßgeblich jeden Tag unseres Lebens beeinflussen, denn sie beeinflussen unser Handeln.
Es kommt verstärkt zu Konflikten, die unlösbar scheinen und einem unguten Gefühl. Sehr oft ist da dieser innere Druck. Wie würde es sich jetzt anfühlen, wenn ich meine Handlungen aus der folgenden Wahrheit leben?
Ich bin genug. So, wie ich bin, bin ich richtig.
Kannst du dir das erlauben, ohne dich arrogant zu fühlen? Und ohne Kritik als vernichtend zu erleben?
Wie kann ich an mir selbst arbeiten, um Lebensverneinendes in Lebensbejahendes zu verwandeln?
Wenn wir sehr stark im Lebensverneinenden sind, innere und/oder äußere Konflikte erleben, rate ich, sich Unterstützung zu holen. Ein wichtiger Punkt ist die Selbstreflexion. Kann ich erkennen, wie ich über mich und meine Welt denke? Je mehr ich im Mangel denke („Ich bin nicht gut genug. Ich kann das nicht. Es passiert mir nur Schlechtes.“ „Das wird sowieso wieder nichts.“ usw.), desto mehr werde ich das als Realität erleben. Wenn ich diesen Überzeugungen auf den Grund gehe und sowohl vom Verstand als auch emotional erkenne und begreife, dass das nicht meine Wahrheit, nach der ich lebe, sein muss, verändere ich mein Erleben und meine Grundeinstellung zu mir selbst. Selbstvertrauen und Selbstliebe können so wachsen und ich werde ein neues Handeln lernen.
Ein weiterer Punkt ist, sich bewusst zu werden, dass ich in mir Frieden haben darf mit meiner Vergangenheit. Ist das nicht der Fall, werde ich emotional immer wieder in der Vergangenheit feststecken. Es geht dabei nicht darum, dass ich alles verzeihen muss, was war. Es geht darum, die Verantwortung für mich und mein Leben zu leben.
Das beinhaltet:
- Ich achte darauf, dass es mir gut geht, und ich schaue zu dem hin, was mich schmerzt, um es zu heilen. Das Vergeben kommt automatisch, wenn ich mir selbst Zeit gebe, um in Frieden zu kommen. Nur zu vergeben „weil man es so macht“ ist kontraproduktiv, da es den verletzten Anteil in mir nicht annimmt, würdigt und somit nicht ausheilt.
- Stärke deine Mitte. Dafür empfehle ich z.B. Meditationen. Je mehr ich lerne, entspannt im Hier und Jetzt zu sein, desto weniger bin ich emotional in einer vergangenen Vergangenheit.
- Sich selbst nicht zu verurteilen, wenn etwas noch nicht so gut geklappt hat. Einfach dran bleibt, Schritt für Schritt. Die Übung macht den Meister!
- Achte darauf, womit du dich den ganzen Tag beschäftigst. Denn das hat Einfluss auf dein Leben. Verfolge ich den ganzen Tag die Nachrichten und verbinde mich emotional mit Angst, Panik und Unsicherheit, werde ich weniger Ressourcen haben, Sicherheit und Wohlbefinden in meinem Leben zu leben. Also schau dir deinen Tagesablauf an und entscheide einfach neu, was dich nährt, dir gut tut und welches Verhalten nicht.
Wie kann ein Coach hier Unterstützung geben?
Wenn wir einen inneren und/oder äußeren Konflikt erleben, fällt es uns schwer, neutral auf die Situation zu sehen. Wir betrachten es aus unseren Erfahrungen und Überzeugengen. Genau hier liegt der Punkt, warum es mit einem erfahrenen Coach so viel leichter und schneller geht.
Dein Coach führt dich in kurzer Zeit dorthin, wo der Kern des Themas ist und geht gemeinsam mit dir den Weg. Der Blick von außen hilft, bei etwaigen Umwegen wieder direkt auf deinen neuen Weg zu kommen. Du lernst dich selbst viel besser kennen und kannst so leichter gute Entscheidungen für dich und für deine Zukunft treffen. Wer seinen Wert und seine Werte einmal richtig kennt, vergisst das nicht mehr.
Ein erfahrener Coach lässt dich nicht in Schuld oder Opfer-/Täter-Rollen bleiben. Du wirst selbst erkennen, warum du weder in die eine noch in die andere Rolle gehen wirst, wenn du gut mit dir verbunden bist. Du wirst andere leichter so sein lassen können wie sie sind und vor allem die Verantwortung für dein Leben gerne übernehmen, weil du erkennst, wie viel kraftvoller du dann bist. Am kraftvollsten bist du, wenn du authentisch DU bist und genau das wirst du erfahren und erleben. Du wächst über dein altes Ich hinaus, in dem du dich annimmst und innerlich neu ausrichtest.
Wolfgang hat sich mit Christina auch zu einem persönlichen Gespräch getroffen um die Fragen rund um den Inneren Kompass noch genauer zu klären. Ihre Antworten kannst du dir im Video anhören.
Vielen Dank, liebe Christina Zimmerebner, für deine Zeit und den bereichernden Einblick in die Arbeit mit unserem Inneren Kompass.