Der gute Draht zum/r Mitarbeiter:in ist entscheidend! Simon Kellerhoff vom IST-Studieninstitut im Interview

Die vergangenen Monate haben sowohl Arbeitgeber:innen als auch Mitarbeiter:innen auf eine harte Probe gestellt. Zum Glück gibt es jetzt wieder Lichtblicke und viele Hotels bereiten sich auf den Restart vor. Wir haben bei Simon Kellerhoff vom IST-Studieninstitut nachgefragt, wie der Kontakt zu den Mitarbeiter:innen, trotz Betriebsschließung, aufrecht erhalten werden kann und warum auch das Recruiting niemals ruhen sollte. Der Wellness- und Gesundheitsexperte wagt im Interview auch einen positiven Blick in die Arbeitsmarkt-Zukunft.

Besonders in den vergangenen Monaten war es wichtig, einen guten Kontakt zu den Mitarbeiter:innen zu halten. Foto: IST

Besonders in den vergangenen Monaten war es wichtig, einen guten Kontakt zu den Mitarbeiter:innen zu halten. Foto: IST

Die Situation für Arbeitgeber:innen war aufgrund der behördlichen Schließungen von Hotels alles andere als einfach. Es ist wichtig, für seine Mitarbeiter:innen auch in diesen Zeiten da zu sein und ihnen eine Perspektive zu geben. Zum Glück gibt es jetzt wieder Lichtblicke und viele Hotels bereiten sich auf den Restart vor. Worauf ist zu achten?

Arbeitgeber:innen sollten einen engen Draht zu ihren Mitarbeitern:innen halten. Wir haben gesehen, dass das bei Betriebsschließung anspruchsvoller ist, als im laufenden Betrieb, wo man einander sieht. Ein Vakuum sorgt immer für Spekulationen und einen Verlust der Bindung. Viele Mitarbeiter:innen machen sich Gedanken um die Zukunft, der/die eine oder andere nutzt die Zeit zur Neuorientierung oder Weiterbildung.

Wer hier den Draht zu seinen Mitarbeitern:innen verliert, verspielt den guten Kontakt als Bindungsinstrument. Einige Führungskräfte lösen das durch regelmäßige Anrufe oder digitale Teamevents. Andere nutzen mögliche Förderprogramme bspw. auch zur Weiterqualifikation ihres Teams in der Pandemie. Oder sie versenden kleine Aufmerksamkeiten an ihre Mitarbeiter:innen.

Der Fachkräftemangel ist zurück! Für die Tourismus- und Wellness-Branche ist es aktuell schwierig, neue Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Welche Tipps kannst du hier geben?

Wie eben angesprochen, nutzten und nutzen viele Fachkräfte die aktuelle Zeit zur Neuorientierung und sind auch wechselwillig. Einige haben die Bindung zu ihrem bisherigen Betrieb verloren. Das erhöht die Chance für potenzielle neue Arbeitgeber:innen. Und das Recruiting muss nicht ruhen, nur weil es der Betrieb aktuell tut. Wir haben alle nach dem ersten Lockdown gesehen, wie die Nachfrage nach guten Mitarbeiter:innen plötzlich durch die Decke ging. Das ist auch jetzt so!

Die finanzielle Förderung für die Berufsausbildung sollten die Betriebe ebenso auf Tauglichkeit prüfen, wie das eine oder andere digitale Recruitingformat, das wir auch selber als durchaus zielführend erleben.

In eurer SpaCamp-Session vom Herbst habt ihr unter anderem über die IST-Gehaltsstudie in der Spa- und Wellnessbranche gesprochen. Welche Ergebnisse haben dich persönlich dabei besonders überrascht?

Die wirkliche Überraschung für mich war, dass wir mehr Studienteilnehmer:innen hatten als Personen, die sich die Ergebnisse in den ersten Wochen heruntergeladen haben. Denn zum einen gab es lange Zeit nichts Vergleichbares, zum anderen will man doch wissen, ob das Gras woanders grüner ist, oder nicht?

Eine Erkenntnis war zudem, dass die Gehaltschancen in der Branche auch ohne höheren Bildungsabschluss, beispielsweise eines Studiums, gar nicht schlecht sind. Das gilt auch im Vergleich zu ähnlichen Jobs in der Freizeitbranche. Das spricht für eine gute Karrieredurchlässigkeit, die, und das freut mich, durch Weiterbildungsmaßnahmen entscheidend vorangebracht werden kann.

Mit passenden Employer Benefits erhöhen Betriebe ihre Attraktivität für Mitarbeiter*innen. Foto: IST

Mit passenden Employer Benefits erhöhen Betriebe ihre Attraktivität für Mitarbeiter:innen. Foto: IST

Welche Rolle spielen Employer Benefits bei der Attraktivität eines Jobs? Was hat sich hier seit Corona verändert? Auf was legen Mitarbeiter:innen jetzt besonders wert?

Die Attraktivität des Arbeitgebers erhöht sich durch die richtigen Employer Benefits. Wir haben die häufigsten Benefits ermittelt und haben festgestellt, dass das nicht immer jene sind, die von den Mitarbeitern als relevant wahrgenommen werden. Die Studie zeigt die Top 10 der Meistangebotenen (bspw. Rabatte auf Produkte und Dienstleistungen des eigenen Betriebs), die zehn Beliebtesten bei den Mitarbeitenden (bspw. Personalentwicklungsmaßnahmen) und auch die Verlierer unter den Meistangebotenen (bspw. „Betriebsausflug/Weihnachtsfeier/Events“). Der/die eine oder andere Leser:in wird von den Ergebnissen überrascht sein.

Wir haben noch keine neue Studie dazu, wie Corona die Wahrnehmung der Mitarbeiter:innen ändert. Ich denke „Sicherheit“ und „Flexibilität“ sind für viele nun noch wichtiger. „Sicherheit“ in Bezug auf die Gesundheit vor allem, aber eben auch die „Job-Sicherheit“ – wie auch immer die als „Employer-Benefit“ übersetzt aussieht.

Wie siehst du die zukünftige Entwicklung am Arbeitsmarkt, insbesondere im Spa- und Wellness-Sektor?

Simon Kellerhoff ist beim IST-Studieninstitut im Fachbereich Wellness & Gesundheit beschäftigt. Foto: IST

Simon Kellerhoff ist beim IST-Studieninstitut im Fachbereich Wellness & Gesundheit beschäftigt. Foto: IST

Die Jobchancen stehen gut. Natürlich werden einige Betriebe schließen müssen, aber wir hatten schon vor der Pandemie einen Fachkräftemangel und werden den auch nach der Krise noch haben. Bislang lese ich viele Prognosen, dass wir in Sachen Kaufkraft gut durch die Krise gekommen sind und kommen werden. Das heißt, wenn das Reisen wieder uneingeschränkt erlaubt ist und Wellnessdienstleistungen wieder erbracht werden dürfen, dann rechne ich mit einer erhöhten Nachfrage. Ich kann meine Friseurbesuche nicht unbedingt nachholen, die ich im Lockdown verpasst habe (zumindest bei meiner Frisur gilt, ab ist ab). Aber mir etwas gönnen und den Wellnessaufenthalt verlängern oder mal eine Anwendung mehr buchen, geht ganz gut, oder?

Vielen Dank, Simon Kellerhoff vom IST-Studieninstitut für das Interview und den kleinen Einblick in die aktuelle Studie.