Wie die Kreuzfahrt-Branche die Corona-Krise erlebt – Martina Schumann von sea chefs berichtet
Die Corona-Maßnahmen haben die Kreuzfahrt-Branche stark getroffen. Wie geht es euch aktuell?
Es hat uns richtig getroffen, von heute auf Morgen einen Stillstand zu erleben ist in der Tat eine Herausforderung für uns alle. Wir planen den Neustart und die Anträge liegen nun bei den Behörden. Das geht vom Hygienekonzept bis über das Leistungsangebot an Bord. Wir planen Mitte / Ende Juli 2020 mit zwei von sieben Schiffen zu starten. Dies wird in Form einer Blu Cruises umgesetzt. Das bedeutet, der Einstieg ist in deutschen Häfen und dann drei Tage auf See. Hier ist es wichtig, das Vertrauen der Gäste in die Kreuzfahrt zu gewinnen.
Der Lockdown war auch ein große Herausforderung für die Mitarbeiter*innen. Wie ist die Situation jetzt?
Die Medien waren tatsächlich eher negativ behaftet, das fanden wir wirklich sehr schade, denn das Positive wurde nicht berichtet. Eben so wenig, dass wir Charterflüge mit TUI Cruises organisiert haben. Trotzdem durfte die Crew den deutschen Hafen nicht verlassen. Oder es gab Flüge, aber keine Quarantäneplätze in den jeweiligen Ländern. Dann durfte nur ein Schiff von drei anlegen, also mussten wir die Crew via Tenderboote auf ein Schiff transferieren müssen. Das hat letztendlich zu Unmut geführt. Dabei ging es nur darum, die Crew in ihr Heimatland ausfliegen zu können. Es war wirklich eine Mammutaufgabe, dies mit den Schiffen, Behörden, Airlines etc. zu organisieren.
Wir haben der Crew ein umfassendes Tagesangebot präsentiert, sei es wohnen in der Gast-Balkonkabine, über Barbeque auf dem Pooldeck, bis hin zum Entertainmentprogramm, Malkurse, SPA & Sport Angebote, Essen in den Spezialitäten-Restaurants, Deutschkurse und vieles mehr. Also sie lebten wie normalerweise die Gäste auf See, die Kreuzfahrt erleben. Da klarerweise in der aktuellen Situation unsere Crew zu groß ist, sind wir behilflich, diese vorübergehend anders einzusetzen. So hoffen wird auf die Loyalität. Viele unserer Mitarbeiter*innen sind schon viele Jahre bei uns und es liegt uns sehr viel daran, sie zu unterstützen.
Wir haben gesehen, dass ihr auf Facebook eine virtuelle Kreuzfahrt gemacht habt. Wie kam das bei den Gästen und Interessenten an?
Ja, das kam total gut an. Wir haben diverse Programmpunkte live übertragen, zum Beispiel einen Sportkurs auf dem Pooldeck und einiges mehr. Die Gäste scharren schon mit den Hufen, da sie unbedingt wieder mit dem Kreuzfahrtschiff reisen möchten. Natürlich gibt es an der Stelle unterschiedliche Meinungen. Dennoch sind wir positiv und unsere Stammgäste fanden es großartig.
Die Frage aller Fragen: Wann wird die erste Mein Schiff wieder in See stechen und wie gelingt es, die neuen Hygienevorschriften auf euren Schiffen umzusetzen?
Wir planen Mitte / Ende Juli 2020 zu starten. Ein sehr umfassendes und detailliertes Hygienekonzept liegt vor. Gerade wir im Bereich SPA & Sport haben sehr klare Anordnungen hinterlegt. Ich selbst war zum Test im Kosmetikstudio. Hier gab es dann noch Verbesserungsbedarf und so wurde noch klarer formuliert. Ich habe gleich einen Blog geschrieben und mein erstes YouTube-Video gedreht, so sehr hat mich das beschäftigt. Unsere Crew wird entsprechend geschult.
Mit Blick in die Zukunft: Konntet ihr auch etwas Positives aus der Krise mitnehmen und gibt es direkte Auswirkungen auf neue Projekte?
Naja, wir sind grundsätzlich positiv gestimmt, auch wenn es für die Kreuzfahrt sehr eng geworden ist. Wir hatten ein tolles 2019 und sind phantastisch in das Jahr 2020 gestartet. Wir haben Budgets für Innovationen bekommen. Diese liegen nun leider in Parkposition, bis wir wieder Normalbetrieb erreichen. Es gibt immer etwas Positives und das sind Prozessoptimierungen wie z. B. tiefere Schulungen der Mitarbeiter*innen, auch wenn sie nicht an Bord sind.
Vielen Dank für das Interview, liebe Martina Schumann und wir drücken euch die Daumen, für einen erfolgreichen baldigen Stich in See.