„Wir fördern eine Atmosphäre der Herzlichkeit und Leichtigkeit“
Nikola Reiter betreibt mit ihrem Mann Karl J. zwei Hotel-Resorts für unterschiedliche Zielgruppen im österreichischen Bad Tatzmannsdorf: Das 5-Sterne-Adults-Only-Hotel Reiters Supreme und das Family 4-Sterne-Superior-Hotel Reiters Finest. Wir wollten wissen, inwiefern sich die Gästegruppen unterscheiden, aber auch, was beide verbindet. Außerdem haben wir nachgefragt, wie Familie und Beruf in der Hotellerie in Einklang gebracht werden können und wie auch stressige Situationen mit Leichtigkeit gelingen.
Mit euren zwei Hotels bedient ihr zwei unterschiedliche Zielgruppen: Paare und Familien. Was ist beiden Gästegruppen wichtig und wo gibt es Unterschiede, die vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind?
Die Gäste befinden sich in unterschiedlichen Lebens- oder Urlaubsphasen. Während für Gäste des Adults-Only-Hotels oft Ruhe und Entspannung im Vordergrund stehen, schätzen Familien im Finest Family Hotel besonders die umfangreichen Angebote für Kinder, die gemeinsame Zeit und die Möglichkeit, zusammen als Familie etwas zu erleben. Auch das All-Inklusive-Konzept sowie F&B auf höchstem Niveau sind ein wichtiger Buchungsgrund. Das kann durchaus dasselbe Pärchen sein – einmal mit Kindern und einmal bei einem Wochenende zu zweit.
Beide Zielgruppen teilen ähnliche Kernwerte, die wir in den Hotels seit Jahrzehnten leben. Diese sind soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Qualität, Preis-Leistung und vieles mehr. Die wichtigste Unterscheidung ist das Angebot für Kinder und für die ganze Familie. Es gibt sogar Vermischungen, wenn z. B. die Großeltern, die im Supremehotel wohnen, zum Abendessen mit der gesamten Familie ins Finest Familyhotel kommen. Natürlich ist hier die zusätzliche Facette der Kinder und Familien im Urlaub eine schöne Aufgabe, die sich im Adults Only Hotel nicht stellt.
Als Hotelière schenkst du euren Gästen mit deinem Mann Karl besondere Momente. Du betonst aber auch, wie wichtig es ist, dem Team höchste Wertschätzung entgegenzubringen. Was schätzen eure Mitarbeiter:innen? Welche Möglichkeiten gibt es bei euch, Familie und Beruf in Einklang zu bringen?
Mein Mann ist ein Pionier der ersten Stunde, nicht nur in der Hotellerie, sondern und ganz besonders auch in der Mitarbeiter:innenführung. Schon in den 80er Jahren gab es bei ihm Kindergarten für Mitarbeiter:innenkinder und Teamreisen nach New York. Wir haben das in den letzten Jahrzehnten ständig verbessert und ausgebaut. Hier bieten wir Betreuung ab 6 Monaten, diverse Arbeitszeitmodelle, wirklich schöne, fußläufige Unterkünfte. Das hilft Familie und Beruf in Einklang zu bringen.
Außerdem legen wir großen Wert auf Fortbildungen und die persönliche Entwicklung. Am wichtigsten ist unserer Meinung nach der tägliche Umgang miteinander auf Augenhöhe. Dieser ist ausschlaggebend dafür, wie wohl sich Mitarbeiter:innen fühlen und wie sie ihre Arbeit optimal erledigen können.
Das Tagesgeschäft muss erledigt werden und es gibt stressige Situationen, die der Wellness-Gast im Idealfall nicht spüren sollte. Wie gelingt die Kombination aus Leichtigkeit, Herzlichkeit und Professionalität, die in der gehobenen Hotellerie gefordert ist?
Das Tagesgeschäft erledigen wir nicht nur, sondern es ist unser Anliegen, Mitarbeiter:innen und Gäste täglich zu inspirieren. Mit einem Lächeln auf den Lippen geht alles einfacher, und kleine Fehler werden leichter verziehen. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter:innen durch regelmäßige Schulungen und klare Strukturen gut auf stressige Situationen vorbereitet sind. Gleichzeitig fördern wir eine Atmosphäre der Herzlichkeit und Leichtigkeit – das inspiriert nicht nur die Mitarbeiter, sondern sorgt auch dafür, dass die Gäste sich wohlfühlen.
Ihr habt euch mit den Hotels in Bad Tatzmannsdorf auch einen persönlichen Rückzugsort geschaffen. Wie gelingt hier die Balance zwischen Privatheit und Öffentlichkeit mit euren Gästen? Was liegt euch als Unternehmerpaar am Herzen?
Wir leben mit unsern drei Kindern im Hotel und genießen diesen Luxus. Wir haben keine Scheu vor unseren Gästen oder Mitarbeiter:innen. Manche davon sind ja auch im Laufe der Jahre gute Freunde geworden. Es ist jeden Tag aufs Neue spannend, Menschen zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein anonymeres Leben in einer Wohnung für uns besser wäre. Wir achten darauf, dass es Rückzugsorte gibt, die nur uns als Familie vorbehalten sind. Diese Balance zwischen Offenheit und Privatheit ermöglicht es uns, sowohl das geschäftliche als auch das private Leben in Harmonie zu gestalten – soweit das mit pubertierenden Kindern möglich ist.
Vielen Dank liebe Nikola Reiter für das sehr persönliche und inspirierende Gespräch.