Sauna-Gäste mit Aufguss und Co. überraschen

Welche Sauna-Zeremonien sind bei den Spa-Gästen besonders beliebt? Wie gelingt der perfekte Aufguss? Und wie findet man gute Saunameister:innen? Kathrin Weigl-Schruff, Bereichsleitung Wellness im Mediterana und Simon Kellerhoff vom IST-Studieninstitut haben sich diesen Fragen beim SpaCamp 2023 angenommen. Wir haben noch einmal nachgefragt.

Saunagäste mit kreativen Zeremonien überraschen. Foto: IST-Studieninstitut GmbH
Saunagäste mit kreativen Zeremonien überraschen. Foto: IST-Studieninstitut GmbH

Was sind 2023 die beliebtesten Aufgüsse und Zeremonien in der Sauna?

Simon: Schwer zu beantworten, ich kenne keine Statistik dazu und die Betriebe sind sehr individuell. Persönliche sehe ich drei Trends: Eine Zunahme von Eventaufgüssen, Übergang auf ätherische Öle und zunehmend mehr Textilsaunen.

Kathrin: Im Mediterana hat die Besucheranzahl in den Zeremonien und Aufgüssen zugenommen. Der Gast möchte unterhalten werden und äußert hier eine klare Erwartungshaltung uns gegenüber. Daher bieten wir im Winter bis zu 70 Zeremonien und Aufgüssen an – pro Tag! Die in unserem Haus beliebtesten Aufgüsse und Zeremonien sind die, bei denen der Gast etwas erhält – sei es unsere Rosencreme, der Aloe-Taiga-Balsam oder ein Getränk. Auch Duette, in denen zwei Mitarbeitende den Aufguss durchführen, sind immer sehr gut besucht.

Sauna-Gäste sind anspruchsvoll. Wie gelingt der perfekte Aufguss und welche Don‘ts sollte man unbedingt beachten?

Simon: Es gibt viel mehr Dos als Don‘ts, damit der Aufguss perfekt wird. Viele Betriebe und Mitarbeiter reduzieren den Aufguss vielleicht auf ein oder zwei Dinge, die man dringend unterlassen sollte – vielleicht, weil sie sogar lebensgefährlich sein können, wie das Aufgießen ätherischer Öle ohne ausreichend Wasser. Also: „Don’t verletzt Dich selbst oder andere!“

Simon Kellerhoff und Kathrin Weigl-Schruff bei der SpaCamp 2023 Session zum Thema Sauna. Foto: SpaCamp/Jasmin Walter
Simon Kellerhoff und Kathrin Weigl-Schruff bei der SpaCamp 2023 Session zum Thema Sauna. Foto: SpaCamp/Jasmin Walter

Der perfekte Aufguss gelingt, wenn man geschultes Personal einsetzt, das körperlich in der Lage ist, einen Aufguss durchzuführen und daran auch Spaß hat. Zudem, wenn man klare Regeln und Abläufe festgelegt hat und den Mitarbeitenden auch das passende Equipment zur Verfügung stellt. Eine gute Vor- und Nachbereitung sind ebenso wichtig, wie der Teil des Aufgusses, den der Gast erlebt. Angefangen beim Aufgussplan, der Kommunikation mit Gästen vor dem Aufguss (wartenden, vor und in der Sauna sowie Gästen, die noch in der Sauna sind und vor dem Beginn des Aufguss raus wollen oder sollen, dem Lüften der Sauna, der Vorbereitung von Handtuch, Aufguss (Wasser/Eis und Duft), Aufmerksamkeiten für die Gäste (Salz, Honig, kalte Tücher, Getränke), Vorstellung des Ablaufs, etc.

Kathrin: Vielleicht noch ein Tipp für die Nachbereitung und das Wohlergehen der Gäste: auch nach dem Aufguss sollte der Aufgießer noch als Ansprechpartner in Reichweite sein und sich vergewissern, dass alle Aufgussteilnehmer:innen wohlerhalten aus der Sauna kommen. Tipps zum richtigen Abkühlen gehören bei uns in die Schlussrede.

Wie kann man den Gast heute noch überraschen? Habt ihr beim SpaCamp Beispiele für kreative Sauna-Treatments neben klassischen Aufgüssen und Co. diskutiert?

Simon: Wir hatten unterschiedliche Teilnehmer:innen und Interessen in der Session: aus großen Sauna-Betrieben und Freizeitbädern bis hin zu Wellness-Hotels. Gäste kann man dort, wo bislang wenig angeboten wird, natürlich einfacher überraschen. Mit Aufgüssen fängt es manchmal schon an, zum Beispiel dort, wo gar keine im Angebot sind oder nur der Aufgusseimer steht oder ein automatischer Aufguss maschinell durchgeführt wird. Wenn es anspruchsvoller werden darf, bietet es sich an, einmal in Richtung der größeren Anlagen zu gucken und Ideen aufzugreifen. Hier bieten sich Duftreisen, Dunkelaufgüsse, Peelings und weitere Rituale an, gerne auch unter Einbezug regionaler Bezüge, bspw. bei der Auswahl entsprechender Kräuter, Klänge oder auch Getränke und Obst, die während oder nach dem Aufguss gereicht werden.

Das Haus der Elemente im Mediterana. Foto: Mediterana
Das Haus der Elemente im Mediterana. Foto: Mediterana

Kathrin: Im Mediterana stehen unsere Wellnesszeremonien an erster Stelle. Klassische Aufgüsse ergänzen das Programm. Die Zeremonien sind ganzheitliche Konzepte, wo Raum- und Farbgestaltung, Musik und Duft sowie die Ansprache der Mitarbeitenden dazu beitragen, dass ein besonderes Erlebnis beim Gast stattfindet. Die Zeremonien orientieren sich an unserer thematischen Ausrichtung Indien und Spanien. Teilweise ändern sich die Zeremonien saisonal-bedingt.

„Das Storytelling ist für den Gast besonders wichtig. Darüber hinaus verbindet er persönliche Begegnungen und Gespräche mit einem unvergesslichen Besuch.“

Kathrin Weigl-Schruff

Stichwort Saunameister: Welche Ideen gibt es, um der Personalthematik zu begegnen?

Simon: Aushilfen und Werkstudenten sind immer eine gute Sache, wenn bestehende Mitarbeiter in der Abteilung nicht zur Verfügung stehen, um die Sauna adäquat zu betreuen. Wir haben einen Betrieb, der über die letzten Jahre immer wieder „ehrenamtliche“ Aufgießer über unsere Weiterbildung im IST-Studieninstitut zum Sauna-Meister ausgebildet hat. Vielleicht gibt es auch Menschen aus anderen Abteilungen, die Spaß an der Sache haben und die gerne in der Sauna eingesetzt würden, während auslastungsschwacher Zeiten in ihrer eigentlichen Position oder auch in ihrer Freizeit, bspw. um sich etwas hinzuzuverdienen.

Der Saunameister als Meister der Aufgüsse und Zeremonien. Foto: IST-Studieninstitut GmbH
Der Saunameister als Meister der Aufgüsse und Zeremonien. Foto: IST-Studieninstitut GmbH

Kathrin: „Ehrenamtlich“ geht im Mediterana niemand in die Sauna – das ist aufgrund des Arbeitsschutzgesetzes bei uns nicht möglich. Das Wellnessteam besteht aus Minijobbern, studentischen und soz. versicherungspflichtigen Aushilfen, Teilzeit- und Vollzeitangestellten in Festanstellung im Alter von 18 bis fast 70 Jahren. Diese unterschiedlichen Generationen bringen Herausforderungen mit sich, ergänzen sich aber auch ganz wunderbar und bieten somit unseren Gästen mit unterschiedlicher Altersstruktur unterschiedliche Erlebnisse.

Eine unserer Leitlinien ist, „Stärken zu stärken“ und somit sind einige Mitarbeitende auch in zwei Abteilungen „unterwegs“ und können uns so dauerhaft oder temporär unterstützen. Immer wichtiger werden die Benefits, die wir unseren Mitarbeitenden anbieten. Relativ neu haben wir uns für eine „Partnerkarte“ entschieden, die der Mitarbeitende seinem Lieblingsmenschen aushändigen kann und mit der diese/r dann kostenfrei und unabhängig das Haus nutzen darf.

Thema Öffnungszeiten und Wirtschaftlichkeit: Welche Möglichkeit gibt es, Randzeiten besser zu füllen und überfüllte Saunen zu vermeiden?

Simon: Hier muss man eine sehr differenzierte Betrachtung vornehmen und die Frage nach dem Ziel eines Sauna-Angebots stellen. Handelt es sich um einen Sauna-Betrieb, der auslastungsschwache Randzeiten hat, kann man bspw. die Öffnungszeiten anpassen oder die Preisgestaltung anpassen.

Man kann aber auch durch das Marketing neue Zielgruppen erschließen, für die genau diese Zeiten attraktiv sein könnten – Mütter, Rentner, Schichtarbeiter oder Studenten. In auslastungsstarken Zeiten kann man unter bestimmten Rahmenbedingungen sein Angebot erweitern, bspw. durch Parallelaufgüsse. Oder mit buchbaren Leistungen arbeiten und Anmeldelisten für kostenfreie und kostenpflichtige Zusatzleistungen.

Simon Kellerhoff und Kathrin Weigl-Schruff mit SpaCamp-Session 2023. Fotos: Privat
Simon Kellerhoff und Kathrin Weigl-Schruff mit SpaCamp-Session 2023. Fotos: Privat

In einigen Wellness-Hotels folgten die Öffnungszeiten hingegen dem Angebot in der Gastronomie. Beispielsweise war in einem teilnehmenden Betrieb in der Session der Sauna-Bereich immer bereits ab 17.30 Uhr geschlossen, wegen des Abendessens. Es wurde aber nie getestet, ob auch Gäste nach der Zeit noch in die Sauna kommen würden. Hier könnte man bspw. einmal Haus- und externe Gäste befragen, ob sie ein Angebot auch noch um 20.00 Uhr nutzen würden. Ein Spezialangebot bspw. zur Abendsauna einmal pro Woche, um die Gäste oder auch Besucher dahingehend zu lenken, wäre eine Personal- und auch sonstigen Ressourceneinsatz schonende Maßnahme, die lohnenswert sein könnte, auch für ein Zusatzgeschäft mit der Sauna-Bar.

Kathrin: Auch wir haben nach Corona und aufgrund der Energiekrise sowie der veränderten Nachfrage von Gästen die Öffnungszeiten morgens (1 h später auf) und abends (1,5h früher zu) angepasst. Die Wochenend-, Feiertags- und Ferientage haben aufgrund der erhöhten Nachfrage auch eine andere Preisstruktur. An diesen Tagen planen wir zusätzliche Mitarbeitende, um eine Überfüllung in den Saunen zu Aufguss- und Zeremoniezeiten zu vermeiden.

Momentan beobachten wir die sich wiederum verändernde Nachfrage bzgl. Öffnungszeiten und Gäste-/Mitgliederbedürfnissen sehr genau, um ggf. neu darauf einzugehen.

Vielen Dank Kathrin und Simon, für die spannenden Einblicke in die Themen Sauna, Aufgüsse und Zeremonien.


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