Von Südtirol in den Schwarzwald – Interview mit Hansjörg Mair, Geschäftsführer Schwarzwald Tourismus

„Mit der wirklich weltweiten Bekanntheit des Schwarzwaldes habe ich nicht gerechnet!“, so Hansjörg Mair, Geschäftsführer Schwarzwald Tourismus. Im Interview verrät uns der gebürtige Südtiroler, wie die Tourismus-Arbeit im Schwarzwald aussieht und welche Angebote es hier für Gesundheit und Wellness gibt.

Von Südtirol in den Schwarzwald – Interview mit Hansjörg Mair, Geschäftsführer Schwarzwald Tourismus. Foto: © Schwarzwald Tourismus GmbH

Von Südtirol in den Schwarzwald – Interview mit Hansjörg Mair, Geschäftsführer Schwarzwald Tourismus. Foto: © Schwarzwald Tourismus GmbH

Es kommt wahrscheinlich gar nicht sehr oft vor, dass es einen Südtiroler in den Schwarzwald verschlägt. Was hat Sie am Schwarzwald überrascht, womit hätten Sie vielleicht nicht gerechnet?

Sie haben recht, das ist wahrlich eher selten, dass es einen Südtiroler hierher verschlägt. Ich habe es aber noch keinen Moment bereut, ganz im Gegenteil, ich habe hier meine zweite Heimat gefunden und bin quasi „Zweiheimischer“. Überrascht hat mich die Größe und die Dimension dieser Ferienregion, die fast eineinhalbmal so groß wie Südtirol ist; im ersten Jahr bin ich über 55.000 Kilometer durch den Schwarzwald gefahren.

Nicht gerechnet habe ich auch mit der wirklich weltweiten Bekanntheit und Begehrtheit des Schwarzwaldes. Das ist einzigartig und das kannte ich von Südtirol so nicht. Ob USA, Israel, Saudi-Arabien, Indien, China, Japan, ganz zu schweigen von den europäischen Ländern, den Black Forest kennt man überall.

Inwiefern unterscheidet sich die Tourismus-Arbeit im Schwarzwald von jener in Südtirol?

Es gibt gar nicht so gravierende Unterschiede in der Arbeit. Das touristische Angebot ist hier wie da heterogen mit klarem Fokus auf zwei bis drei Kernthemen. Es geht um die Entwicklung des gesamten Gebietes, und das nicht nur für Gäste, sondern genauso wichtig sind die Einheimischen. Aber es gibt natürlich auch Unterschiede.

Der erste ist bestimmt das Thema Gesundheit und Wellness, welches hier im Schwarzwald definitiv eine ganz andere Dimension hat wie in Südtirol und mit dem überaus reichen Angebot einzigartig ist. Weitere Unterschiede in der Arbeit sind eher auf politischer Ebene zu erkennen. Der Tourismus hat hier (im Schwarzwald und in ganz Baden-Württemberg) (noch) nicht diesen Stellenwert, wie ich es aus Südtirol gewohnt war, aber daran arbeiten wir.

Der Schwarzwald bietet eine Fläche von 11.100 km². Foto: © Chris Keller / Schwarzwald Tourismus GmbH

Der Schwarzwald bietet eine Fläche von 11.100 km². Foto: © Chris Keller / Schwarzwald Tourismus GmbH

Von Januar bis November 2018 wurden mehr als acht Millionen Gäste in der Ferienregion Schwarzwald gezählt – neuer Rekord! Was schätzen die Menschen am Schwarzwald?

Mit den acht Millionen Gästen gibt es auch acht Millionen Urlaubsmotive, wir leben in einer Zeit der Individualität und jeder Gast wäre am liebsten Mitbewohner auf Zeit. Diesem Individualitätsanspruch können wir mit dem vielfältigen Angebot des Schwarzwaldes zum allergrößten Teil entsprechen. Aber am begehrtesten sind natürlich die weltweit bekannten Klassiker aus dem Schwarzwald, die die Gäste schätzen: die großartigen Weiten des Hochschwarzwaldes mit dem Feldberg und den Seen, die Vogtsbauernhöfe im malerischen Kinzigtal, die wunderbaren und kulturell reichen Städte wie Freiburg, Baden-Baden und Karlsruhe, das kulinarische Angebot, nicht nur in den Sternerestaurants, und die unermesslichen Möglichkeiten den gesamten Schwarzwald als Quasi-Outdoor-Fitnesscenter in Anspruch zu nehmen, durch Wandern, Biken, Skilanglaufen, Skifahren – und last, but not least das Wellness- und Gesundheitsangebot im Schwarzwald mit seinen Kurorten, Thermen, Wellnesshotels, Heilmitteln und regionalen Wellness- und Beautyanwendungen.

Was hat sich im Bereich Wellness & Spa in den letzten zehn Jahren verändert und welche Trends zeichnen sich ab?

Die Region bietet eine Vielzahl an Outdoor-Aktivitäten wie Biken, Wandern, Skilanglaufen, Skifahren. Foto: © Chris Keller / Schwarzwald Tourismus GmbH

Die Region bietet eine Vielzahl an Outdoor-Aktivitäten wie Biken, Wandern, Skilanglaufen, Skifahren. Foto: © Chris Keller / Schwarzwald Tourismus GmbH

Es gibt eine Vielzahl von Trends und auch Gegentrends. Dies zu beobachten, evaluieren und die Konsequenzen für sich daraus zu ziehen, ist die Aufgabe eines jeden, der sich mit dem Thema beschäftigt. Wellness ist ein Inlandsmarkt-Geschäft, international werden nur Highend-Angebote relevant und vermarktbar. Der Schwarzwald hat wegen des hohen Auslandsanteils mit Top-Betrieben hier eine Chance. Mehr als die Hälfte der Wellnessgäste sind Paare, aber es gibt auch viele Alleinreisende. Im Gegensatz zum Wellnessgast sind für den Gesundheits- und Kurgast die Landschaft, Ruhe und gute Luft sowie gesundes Klima noch viel wichtiger, das ist auch ein Wettbewerbsvorteil für den Schwarzwald. Dasselbe gilt übrigens für die Urlaubsaktivitäten Spazierengehen und Wandern.

Der Schwarzwaldwald ist unter anderem bekannt für seine Weinbauregionen. Foto: © Chris Keller / Schwarzwald Tourismus GmbH

Der Schwarzwaldwald ist unter anderem bekannt für seine Weinbauregionen. Foto: © Chris Keller / Schwarzwald Tourismus GmbH

Grundsätzlich kann man feststellen, dass der Thermenmarkt stagniert und eine gewisse Thermenmüdigkeit bei den Gästen auszumachen ist. Der Grund dafür sind oft Wellnesshotels und Erlebnisbäder, die besser auf die Bedürfnisse der Gäste zugeschnitten sind. Um diesen Trend erfolgreich stoppen zu können, gibt es eine Reihe von Ansätzen: stärkeres Rekrutieren von Gästen aus der eigenen Region oder ehemaligen Einzugsbereichen; stärkere Bindung an die Region, Studentenkarten, Karten für Senioren-Schwimmen, After-Work-Angebote. In erster Linie sichern aber Übernachtungsgäste den Thermen höhere Umsätze, dafür bedarf es abwechslungsreicher Ausgehmöglichkeiten am Abend, Alternativprogrammen während des Tages, Shopping-Nachmittagen, Naturerfahrungen usw.

Fazit: Erfolgreiche Thermen und Bäder werden heute nicht mehr wie eine lokale Freizeiteinrichtung geführt, sondern vielmehr wie ein gut gebuchter Beherbergungsbetrieb. Wenn das Angebot stimmt, kommen Gäste nicht nur aus der Region, sondern von weiter her.

Auf 11.100 km² hat der Schwarzwald vielseitige Freizeit-Angebote zu bieten. Welche drei Highlights darf man sich als Gast keinesfalls entgehen lassen?

Zu den bereits oben genannten Must-sees gehört natürlich der weltweit beste Vergnügungspark, der Europa Park (demnächst mit Rulantica) absolut dazu, ebenso der Nationalpark Schwarzwald und die Weinbauregionen (Breisgau, Kaiserstuhl, Ortenau, Tuniberg und Markgräfler Land).

Vielen Dank, Hansjörg Mair, für die Einblicke in die Tourismusregion Schwarzwald. Die Vorfreude auf das SpaCamp steigt!


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