Content is King. Nach wie vor? Interview mit Jenny Ospelt von I love Spa

Vlogs oder klassiche (Text)-Blogs? Facebook oder Instagram? Welche Online-Plattformen sind 2017 gefragt und wie kann man Influencer abchecken? Bloggerin Jenny Ospelt von I love Spa verrät im Interview einige Social Media-Trends und gibt Entscheidungshilfen zur richtigen Einschätzung.

Eine wichtige Frage bei der Suche nach Bloggern: Erwische ich mit diesem Influencer überhaupt meine Zielgruppe? Foto: Jenny Ospelt

Eine wichtige Frage bei der Suche nach Bloggern: Erwische ich mit diesem Influencer überhaupt meine Zielgruppe? Foto: Jenny Ospelt

In deiner Session beim letzten SpaCamp ging es um Blogger und Instagrammer. Wie kann man diese Influencer kritisch abchecken und feststellen, ob Reichweiten-Zahlen authentisch sind? Welche Tools kannst du uns hier empfehlen?

Als erstes würde ich mir immer mal ein paar Minuten Zeit nehmen und mir den Blog anschauen. Geht hier überhaupt regelmäßig Content online? Ist da thematisch eine Linie drin oder handelt es sich evtl. um einen „Werberampen-Blog“? Und vor allem: Erwische ich mit diesem Influencer überhaupt meine Zielgruppe?

Falls der erste Eindruck und das Bauchgefühl passen, fordert man im nächsten Schritt das Media Kit des Bloggers an. Hier stehen alle Infos zur Reichweite und auch die Konditionen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit drin. Nun gilt es, die angegebenen Zahlen zur Reichweite kritisch zu hinterfragen und gegenzuchecken. Ein Gratis-Tool, das von Monat zu Monat genauere Angaben zu liefern scheint, ist Similar Web. Hier lassen sich die Besucherzahlen abfragen. Sollte diese Zahl sehr stark von der im Media Kit abweichen, lohnt es sich auf jeden Fall, weiter zu recherchieren.

Das kann zum Beispiel so aussehen, dass man die URL der Facebook Page mal durch den SternTV Like Check jagt oder sich die Instagram Engagement Rate genauer anschaut. Sollten die Facebook Follower zum Beispiel mehrheitlich in Pakistan leben, ist hier mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit etwas faul. Aber auch eine dauerhaft miese Engagement Rate lässt Rückschlüsse auf gekaufte Follower zu. Eine okaye Interaktionsrate ist 4,5%.

Welche Social-Media-Kanäle sind 2017 aus deiner Sicht wichtig?

Ich glaube (oder sollte ich vielleicht schreiben, ich hoffe?), dass 2017 wieder eine Art Rückbesinnung auf Blogs und ordentlichen Content stattfinden wird. Es gibt so unendlich viele austauschbare Instagram Feeds von „It Girls“, die zwischen Avocado Toast mit pochiertem Ei und nackten Beinen auf weißen Laken immer mal wieder lustlos ein Duschgel oder einen Nassrasierer in die Kamera halten und es ist der totale Irrsinn, was dafür mittlerweile an Summen gezahlt wird. Ich frage mich dann immer: Was hat diese Person mir zu sagen außer „Schau, wie hübsch mein MacBook neben diesen Coffee Table Books aussieht“ oder „Mein neuer Nagellack harmoniert perfekt mit dem pastellfarbenen Donut in meiner Hand, den ich nur fotografieren und posten, aber auf gar keinen Fall essen werde.“

Es sind so viele Influencer mit gepimpten Media Kits und aufgeblähten Profilen unterwegs, dass man den Firmen eine gewisse Überforderung bzgl. der Selektion wohl nicht übelnehmen kann. Ich hoffe inständig, dass diese irrsinnige Blase zeitnah platzen wird und der Blick sich wieder schärft für die paar wenige Leute, die wirklich ein Thema haben, das sie mit Herzblut bespielen.

https://www.youtube.com/watch?v=kBoNwnrP-sg

Du hast ja beim SpaCamp in Berlin-Brandenburg ein lustiges YouTube-Video mit Ernst Crameri gedreht. Würdest du sagen, dass Vlogs noch mehr an Bedeutung gewinnen?

Ich glaube schon, dass Videos nicht zu unterschätzen sind, was die Authentizität angeht. Ich glaube aber auch, dass es fast unmöglich ist, in Bezug auf Social Media Kanäle Prognosen anzustellen. Wer hätte zum Beispiel vor einem halben Jahr gedacht, dass Instagram Snapchat kopiert und somit dafür sorgt, dass der Großteil der User abwandert? Oder der Facebook Livestream: In den vergangenen Monaten stärkstens gehyped, nutzten plötzlich gefühlt alle den Livestream und schwupps schlägt die Nutzung in das komplette Gegenteil um und man ist nur noch genervt, weil andauernd rote Zahlen aufploppen. Unter’m Strich würde ich aber sagen, dass es nie schaden kann, mit Bewegtbild zu spielen. Hier mal ein YouTube Video, da mal ein Vine Loop.

Allerdings handelt es sich auch bei YouTube um einen Social Media Kanal, über den der einzelne Creator keinerlei Kontrolle hat. Wohin das führen kann, kann man ja aktuell ganz gut beobachten. YouTube hat seinen Algorithmus verändert, was zur Folge hat, dass sehr(!) vielen großen YouTubern die Views weggebrochen sind. Jetzt ist das Geheule groß. Aktuell wird Pinterest stärkstens gehyped, aber auch hier sollte man sich immer darüber im Klaren sein, dass man selbst keinerlei Kontrolle über den Kanal hat. Daher ist ein Blog als unabhängige Base meiner Meinung noch immer (also auch zukünftig) eine gute Idee.

Sind klassische (Text-)Blogs überhaupt noch zeitgemäß oder werden sie still und heimlich von anderen Kanälen verdrängt?

Ganz klares „Ja“. Content is King. Nach wie vor. Und richtige Inhalte sucht man auf Social Media Kanälen ja oftmals vergeblich. Das ist ja meistens Entertainment, das man nebenbei konsumiert, ohne dass groß was hängen bleibt. Ich wage also hiermit die Prognose, dass langfristig wieder mehr hängen bleiben muss.

Jennys Spa-Highlight in Thailand: Pañpuri Organic Spa. Foto: Jenny Ospelt

Jennys Spa-Highlight in Thailand: Pañpuri Organic Spa. Foto: Jenny Ospelt

Du warst vor kurzem in Bangkok. Was war dein absolutes Highlight und was können Spas von Thailand lernen?

Mein diesjähriges Thailand Highlight war ganz klar das Pañpuri Organic Spa. Absolute Dienstleistungsperfektion bis ins kleinste Detail in Kombination mit richtig tollen Produkten, eingebettet in ein erdendes Setting. Kann ich jedem, der mit Jetlag in Bangkok aufschlägt, nur empfehlen!

Der größte Unterschied besteht meiner Meinung nach in dem Druck, mit dem gearbeitet wird. In Deutschland wird viel zu oft oberflächlich rumgeglitscht. Ich würde mal behaupten, das kann dir in Thailand nicht passieren.

Was ist eigentlich dein persönliches Lieblings-Produkt und dein Lieblings-Treatment im Spa?

Was für eine fiese Frage. Ich habe fast von jeder Brand ein Lieblingsprodukt, daher könnte ich mich nie im Leben auf nur ein Produkt festlegen. Was sich aus meinem Alltag nicht mehr wegdenken lässt, sind Konjac Sponges, das Aromaco Deo von Lush und koralliger Nagellack. Und bei Treatments mag ich die Schwedische Massage ganz gerne, weil sich hier innerhalb von 2 Minuten die Spreu vom Weizen trennt. Bei der intergalaktischen Südseemassage mit rechtsdrehendem Perlenöl aus Schwertmuscheln mag man sich denken „Naja, das soll vielleicht so“, aber bei einer Schwedischen Massage merkt man sofort, wer massieren kann und wer nicht.


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