Mit Disziplin zum Glück? DDr. Lisbeth Jerich erklärt, warum ein gutes Leben erlernbar ist.

4. Dezember 2018
„Mit Disziplin zum Glück“, so heißt das neue Buch von Psychotherapeutin Lisbeth Jerich. Die Psychotherapeutin und Psychotherapiewissenschaftlerin definiert Glück im Sinne einer gelingenden Lebensweise mit Achtsamkeit oder auch Bewusstheit als Basis. Wir wollten wissen, was es für den richtigen Weg mit Disziplin zum Glück sonst noch braucht und haben Lisbeth Jerich zum Interview eingeladen.

Mit Disziplin zum Glück – und das Schritt für Schritt. Foto: Fotolia/Kagenmi

Mit Disziplin zum Glück – und das Schritt für Schritt. Foto: Fotolia/Kagenmi

In deinem neuen Buch sagst du, dass Glück weder ein Zufall, noch durch spirituelle Erleuchtung erfahrbar ist. Glück erfordert Disziplin. Was macht dich da so sicher?

Ja, ihr habt völlig recht, wenn ihr sagt, dass ich Glück in meinem Buch „Mit Disziplin zum Glück“ weder als günstigen Zufall, noch auf spirituelle Art und Weise definiere. Das heißt jedoch nicht, dass Glück nicht auch in diesem Sinne verstanden werden bzw. existieren kann. Da ich als Psychotherapeutin und Psychotherapiewissenschaftlerin auf diese Arten des Glücks jedoch keinerlei Einfluss ausüben kann, ziehe ich in meinem Buch eine andere Glücks-Definition heran.

Ich definiere Glück im Sinne von „flourishing“, was übersetzt so viel heißt wie eine „blühende, gelingende Lebensweise“. Auf Basis dieser Definition kann ich sehr viel dazu beitragen, Menschen auf ihrem Weg zu einem glücklichen, gelingenden Leben zu unterstützen. Mit meinem Buch möchte ich die Leserschaft dazu auffordern, selbst etwas für ihr Lebensglück zu tun und zeige Wege auf, wie das möglich ist. Natürlich erfordert dieser Weg zum Glück auch jede Menge Disziplin und Durchhaltevermögen.

Man muss sich also bewusst für das Glück entscheiden, wenn man es erreichen möchte.

Eine deiner Thesen ist, dass Menschen, die in Konflikt mit sich selbst sind, auch in Konflikt mit anderen stehen. Welche ersten Schritte sind notwendig, um mit sich im Reinen zu sein?

Psychotherapeutin DDr. Lisbeth Jerich

Psychotherapeutin DDr. Lisbeth Jerich

Die meisten Menschen sind sich gar nicht im Klaren darüber, dass sie mit sich selbst in Konflikt sind. Denn sie laufen im sogenannten „Autopilotmodus“, das heißt, sie sind unbewusst und reagieren gemäß ihrer automatisierten Denk- und Verhaltensweise. Solche Gewohnheiten des Denkens und Handelns können oft selbstschädigend sein, was sich nicht nur negativ auf die Beziehung zu sich selbst auswirkt, sondern auch auf die Beziehung zu seinen Mitmenschen.

Der erste Schritt zur Veränderung muss also die Ausbildung eines höheren „Selbst-Bewusstseins“ sein. Daher bildet Achtsamkeit oder auch Bewusstheit, die Basis meines Glücks-Prinzips. Habe ich mir dysfunktionale Denk- und Verhaltensweisen erst einmal bewusst gemacht, gilt es diese kritisch zu hinterfragen und entsprechend zu modifizieren.

Dank Instagram und Co. stehen teils fragwürdige Schönheitsideale, besonders bei jungen Menschen, wieder hoch im Kurs. Warum verwechseln so viele Schönheit mit Glück?

Ich zähle zu der seltenen Spezies von Mensch, die weder einen Instagram-Account besitzt, noch auf Facebook & Co. zu finden ist. Ich weiß daher nicht, welche Schönheitsideale ihr konkret mit der Frage meint. Der Grund, warum viele Menschen glauben Glück mithilfe von Schönheit erwerben zu können, liegt jedoch auf der Hand: Wir leben in einer höchst materialistischen Welt, in der narzisstische Werte, wie das Streben nach Geld, Macht und Prestige hochgehalten werden. Verfolgt man solche Werte kann das Aussehen natürlich eine große Rolle spielen, vor allem bei Frauen. Die Optik bestimmt deren „Marktwert“. Glück wird man auf diese Art und Weise allerdings nicht finden können, denn Glück ist immer nur durch eine Innenschau möglich.

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Du beschreibst 7 Prinzipien des Glücks. Das erste ist: Sei achtsam! Das ist leichter gesagt als getan, gerade in einer Zeit, wo man viele Dinge parallel erledigen sollte. Wie kann man das üben?

Vorstellung des Buches bei der Buchmesse 2018 in Frankfurt. Foto: Lisbeth Jerich

Vorstellung des Buches bei der Buchmesse 2018 in Frankfurt. Foto: Lisbeth Jerich

Um in den Achtsamkeitsmodus umschalten zu können, muss man ganz bestimmte Achtsamkeits-Fähigkeiten ausbilden, sogenannte WAS- und WIE-Fähigkeiten der Achtsamkeit. WAS-Fähigkeiten (das Wahrnehmen, das Beschreiben und das Teilnehmen) ermöglichen uns den Alltag bewusster erleben zu können. WIE-Fähigkeiten sagen uns an, wie wir diese WAS-Fähigkeiten zum Einsatz bringen sollen, nämlich annehmend, konzentriert und wirkungsvoll. Mit etwas Übung kann man sich diese Fähigkeiten bei der Bewältigung des Alltags sehr gut zunutze machen.

Könnte das Spa im Wellness-Hotel ein Startpunkt dafür sein?

Wellness-Hotels bieten einen hervorragenden Rahmen, um solche Programme anzubieten.

Vielen Dank, Lisbeth Jerich, für deine Einblicke in dein neues Buch sowie deiner spannenden Definition von Glück!

Autor:in: Wolfgang Falkner
SpaCamp / DI (FH) Wolfgang Falkner

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