Offline für einen Monat?

Katharina Kniepeiss ist selbstständige Spa-Beraterin und freie Spa-Managerin. Vergangenes Jahr hat die international tätige Trainerin es gewagt, einen Monat ganz auf Social-Media und WhatsApp zu verzichten. Wie sich das angefühlt hat und was sie anderen raten würde, die das ebenfalls ausprobieren möchten, kannst du im Interview nachlesen. Wir haben bei dieser Gelegenheit auch nachgefragt, ob Digital-Detox etwas für das Spa-Hotel ist.

Offline für einen Monat? AdobeStock/New Africa
Offline für einen Monat? AdobeStock/New Africa

Liebe Katharina, du hast es wirklich durchgezogen und warst im vergangenen Jahr für einen Monat offline. Was hat dich dazu bewogen?

Mir ist bewusst geworden, dass ich zu viel Zeit an meinem Handy und am Bildschirm verbringe. Nicht nur beruflich, als selbstständige Person ist man auf sein Handy und soziale Präsenz angewiesen, sondern ebenso privat. Das Durchscrollen der Media Welt, Serien schauen und Beiträge zu Posten nehmen sehr viel Zeit in Anspruch, die im Leben fehlt. Das war mir zu diesem Zeitpunkt bereits bewusst. Ich war in der Annahme, ich habe dieses Verhalten unter Kontrolle und hätte genug Zeit für meine Offline-Aktivitäten. Stattdessen hatte ich tatsächlich Schwierigkeiten mit meiner täglichen Zeiteinteilung.

Zudem kam der Gedanken bzw. wurde der Wunsch, einmal abzutauchen, abzuschalten und mich zu erholen immer stärker. Ich war zu diesem Zeitpunkt offen für eine Auszeit.

Katharina Kniepeiss

Ich muss zugeben, es war auch ein sehr hartes Jahr für mich, privat wie beruflich. Ich kreierte ein neues Spa-Konzept für ein wunderbares Hotel im Bayrischen Wald, reiste um die Welt für Biologique Recherche und versuchte auch, ein Privatleben zu haben und Zeit mit Kind, Partner und Hund Zeit zu verbringen. Es war im Großen und Ganzen sehr viel los! Deshalb suchte ich bewusst nach Ruhe und einer Art Auszeit.

Vor allem die ersten Tage ganz ohne Smartphone stellt man sich schwierig vor. Vieles läuft ja gar nicht mehr ohne. Wie war es, auf einmal von Social-Media und WhatsApp abgeschnitten zu sein?

Der erste Tag war einfacher als erwartet. Ich war mental darauf vorbereitet und bereit, es zu 100% durchzuziehen. Insgesamt war es aber doch beruflich und auch privat eine große Herausforderung. Bis auf WhatsApp löschte ich erstmal alle Social-Media-Apps. Eine Woche später dann auch diese. Es fühlte sich an wie auf einem Entzug. Ich entsperrte, wie sonst auch immer, mein Handy und suchte nach diesen Apps, bemerkte dann aber, dass sie nicht da waren, und legte das Handy wieder auf die Seite.

Diesen Vorgang wiederholte ich mehrmals die Stunde in den ersten paar Tagen. Es wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie abhängig ich von all diesen Social-Media-Plattformen und virtuellen Kontakten war. Es war regelrecht ein Schock für mich, wie oft ich es brauchte und danach suchte.

Die Spa-Managerin Katharina Kniepeiss. Foto: Mathias Kniepeiss
Die Spa-Managerin Katharina Kniepeiss. Foto: Mathias Kniepeiss

Welche Erfahrung hast du nach ein paar Tagen ohne digitale Einflüsse gemacht? Hat Digital-Detox wirklich funktioniert? Wie bist du mit der neu gewonnen Zeit umgegangen?

Meine Erfahrungen in den ersten Tagen waren zwiegespalten. Einerseits wusste ich, dass es mir körperlich und mental sehr gut tut und andererseits verlangte mein Kopf ständig danach. Es war schwer, etwas loszulassen, was man so sehr gewohnt ist. Es gab Momente als ich beruflich unterwegs war, wo ich unbedingt meine Erlebnisse mit der Welt und meinen Followern teilen wollte. Ich war etwas traurig darüber, es nicht tun zu können. Aber dieser Moment war schnell wieder verflogen. Es ist ein Prozess, etwas so Präsentes und Einnehmendes in seinem Leben loszulassen.

Als ich endlich beginnen konnte, es zu genießen und den Mehrwert daraus zu erkennen, ging es mir großartig. Ich war überrascht, wie viel MEHR Zeit ich auf einmal hatte. Einige Stunden pro Tag sind wie eine geschenkte Zeit, die nur ich selbst mir schenken konnte. Ich hatte eine ganze Liste mit Dingen, die ich auf einmal für mich machen wollte. Ich hatte mehr Zeit für echte Dinge im Leben! Für mich persönlich waren es z.B. Zeit für Freunde, Familie, zu Lesen, Klavier zu spielen und für kreative Dinge. Dass war der Moment, wo ich beschlossen hatte, eine neue Ausbildung zu starten – Neuromental Trainerin. Etwas, was ich schon lange vorhatte und nicht umsetzen konnte.

Würdest du es wieder tun? Was würdest du anders machen und was empfiehlst du Menschen, die auch mal Offline gehen möchten?

Ja, ich würde es wieder tun. Es ist eine „Mind-Opening-Experience“, die ich jedem empfehlen kann! Man lernt sehr viel von sich selbst, seiner näheren Umgebung, Freunden und Familie. Man hat mehr Zeit und Möglichkeiten. Der Stress der ständigen Erreichbarkeit und Onlinepräsenz fällt weg. Das wird einem erst bewusst, wenn man es ausprobiert hat.

Was würde ich anders machen? Wenn ich die Möglichkeit hätte, was in meinem Fall beruflich leider nicht realisierbar wäre, würde ich auf ein altes Nokia-Telefon umsteigen, nur mit SMS- und Anruffunktion. That’s it! Das Leben wäre so viel einfacher, unabhängiger und freier. Klingt zwar sehr kitschig, ist aber leider so. Wir haben unser Leben, unser Unterhaltungsangebot und unsere Arbeit ständig bei uns. Zu jeder Zeit – an jedem Ort der Welt.

Wie siehst du als Spa-Managerin das Thema “Offline-sein” im Spa-Hotel?

Offline-sein im Spa Hotel sehe ich zwiegespalten. Es ist davon abhängig, was der Gast in seiner Urlaubszeit erreichen möchte. Welche Erfahrungen und Wellness-Erlebnisse möchte der Gast machen? Welches Angebot vertritt das Hotel und welche Zielgruppe spricht es an? All das ist bei der Wahl, Offline zu gehen, zu beachten.

Allgemein gesprochen sollte es das Ziel sein, Wohlbefinden zu erlangen und zur Ruhe zu kommen, Neues zu erleben und gestärkt aus dem Urlaub zurückzukehren. Dazu zählt meiner Meinung nach, sein Device so oft wie nur möglich pausieren zu lassen und im hier und jetzt sein Leben zu genießen.

Vielen Dank für dein Einblicke, liebe Katharina Kniepeiss. Wir freuen uns auch schon sehr auf den Austausch zu diesem Thema beim SpaCamp 2023. Danke, dass du hier einen Themenvorschlag für eine Diskussion eingereicht hast.


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