Rückblick FIBO-Session 2024: Mentale Pausen und Retreats

Unsere Session auf der FIBO 2024 über nachhaltige und echte Erholung - körperlich und mental - war auch in diesem Jahr mit über 40 Teilnehmenden eine wertvolle, SpaCamp-typische Mischung aus Brainstorming, Diskussion, Ideenfindung, Inspiration und einigen Aha-Momenten. Diesmal garniert mit ein paar kleinen Experimenten.

SpaCamp-Session auf der FIBO 2024 mit Lisa Marie Stangier und Wolfgang Falkner. Foto: RX Deutschland GmbH/FIBO/Behrendt
SpaCamp-Session auf der FIBO 2024 mit Lisa Marie Stangier und Wolfgang Falkner. Foto: RX Deutschland GmbH/FIBO/Behrendt

Auf der FIBO Messe in Köln stellten wir in unserer SpaCamp Session “Inspiration im Spa” am 14. April die Frage, wie sich Stille, Aktivität und Bewegung auf unsere mentale Gesundheit und Kreativität auswirken. Ist es in der Realität so, dass wir unseren Spa-Gästen diese Freiräume der Entspannung, der echten Stille, Erholung und Inspiration wirklich schenken, anstatt sie einfach nur ihr nächstes Programm – wenn auch ein schönes – absolvieren zu lassen? Welche Ideen und Möglichkeiten für kurze Momente und auch längere Spa-Auszeiten können wir unseren Gästen beispielsweise in Retreats bieten – körperlich und mental?

Weniger ist mehr

Schon länger wissen und diskutieren wir auch in unserer Spa & Wellness Branche: Mehr ist nicht immer mehr. Auch nicht in Sachen Entspannungsangebote, Equipment, Auswahl, Ausstattung, Input und Sinnesreizen aller Art – ob Düfte, Deko, Klänge oder Gaumenfreuden.

Es braucht auch mal echte Auszeiten für den Kopf und den Körper: Stille, mehr Verbundenheit zur Natur, Kreativität, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, in Entscheidungen, in den Moment, in das Gefühl, nichts zu verpassen und ins Leben selbst – das baut Stress wirklich ab und entspannt nachhaltig.

Denn ja, auch zu viel Wellness-Programm kann vom echten Abschalten abhalten und ablenken und nicht nachhaltig für das Wohlfühl- und Entspannungserlebnis sorgen, wie wir uns das für unsere Gäste und unsere „Wiederkehrer-Quote“ wünschen.

3 Experimente und 4 Kategorien

Unsere Session begann mit 3 kleinen Experimenten, in die wir mit unseren Teilnehmer:innen absichtlich etwas überraschend starteten und sie der Erfahrung und der Frage aussetzten, wie gut sie quasi auf Ansage und Knopfdruck entspannen können. Wir baten sie, die Augen zu schließen und sich 1 Minute zu entspannen, an nichts zu denken und Ruhe im Messe-Trubel (!) zu finden.

Augen schließen. Foto: SpaCamp
Augen schließen. Foto: SpaCamp

Es ist nicht überraschend, dass dies wenigen wirklich gut gelang, die Minute der Stille sich doppelt und dreifach so lang anfühlte und sich kein spontaner Genuss oder Erholungsmoment einstellte. Das war auch optisch zu beobachten: Ein paar kratzten sich am Kopf, fuhren sich durch die Haare, rutschten auf den Stühlen herum, öffneten die Augen oder wirkten anderweitig unruhig oder ungeduldig.

Im 2. Experiment, das nun weitaus besser zur FIBO und zur Umgebung passte, forderten wir unsere Teilnehmer:innen auf, mit uns eine Runde Kniebeugen zu dem Lied „Bring Sally up, bring Sally down“ zu machen. Dies dauert 3:54 Minuten und beinhaltet 34 Kniebeugen, die auch alle unter Lachen und Stöhnen durchzogen. Und das mit dem Gefühl, dass die Zeit viel eher vergangen und die Gedankenschleifen größtenteils mal kurz durchbrochen waren.

In Bewegung mit Lisa. Foto: RX Deutschland GmbH/FIBO/Behrendt
In Bewegung mit Lisa. Foto: RX Deutschland GmbH/FIBO/Behrendt

Im Anschluss luden wir dann alle dazu ein, nochmal in eine Minute der Stille zugehen. Dafür sollten sie aber diesmal die jeweils ausgeteilten Ohrenstöpsel einsetzen sowie sich quasi in Wiederholungsschleife die Frage stellen: „Was ist mein nächster Gedanke?“. Und zack war diese eine Minute vorbei, die Zeit gefühlt verflogen, die Gedanken aufgeräumter, der Körper viel entspannter und alles viel ruhiger.

Was war passiert und anders als bei Minute 1? Das Feedback war eindeutig: Durch die vorherige körperliche Aktivität, durch die eine kleine Aufgabe für den Fokus, durch das Verringern der äußerlichen Reize und das bessere Erläutern, was wir machen werden und warum (und das Vertrauen und den Spaß durch die vorherigen Übungen), war der Geist beruhigt, der Körper entspannt und das „System Mensch“ viel eher bereit, sich einzulassen.

Die Teilnehmenden in Bewegung. Foto: RX Deutschland GmbH/FIBO/Behrendt
Die Teilnehmenden in Bewegung. Foto: RX Deutschland GmbH/FIBO/Behrendt

Das Prinzip der Salutogenese: Warum? Wofür? Wie?

Es nicht verwunderlich, dass das Wohlgefühl und der Entspannungseffekt bei den meisten mit jeder Übung zunahmen. Wir Menschen brauchen – laut dem Modell der Salutogenese nach Aaron Antonovsky – für unser mental-emotional Wohlbefinden, Antworten auf die Fragen: Warum, wofür und wie?! Also warum etwas so ist, wofür wir etwas tun und wie wir das umsetzen können. Das gibt unserem Gehirn Sicherheit, Sinn und das Gefühl von Machbarkeit.

Zudem ist nicht neu: Wir brauchen Pausen und Regeneration, und zwar aktive und passive. Sportler wissen das wohl am besten und setzen es in der Regel auch konsequent um – andernfalls spüren sie den Leistungsabfall sofort. Unser Körper kann ohne Pausen relativ schnell nicht mehr viel leisten, nicht stärker und resilienter werden und auch nicht überleben (siehe Schlaf!) und vermittelt uns schnell und deutlich, wenn wir mal wieder übers Ziel hinausgeschossen sind. Aber wie steht es um unseren Geist, um unser Mentales? Sind wir da genauso aufmerksam und akzeptieren, geschweige denn zelebrieren Pausen? Welche passiven und aktiven Erholungen schenken wir uns wirklich?

Mental vs. real

In unserer Diskussion und unserem Brainstorming wurde schnell klar: Wir sind uns der Wichtigkeit von mentalen Pausen und Angeboten zwar mehr als bewusst, die Realität, also die Spa-Menüs und die Angebote vor Ort, zeigt jedoch fast überall ein anderes Bild. Da gibt es die klassischen körperlichen Treatments mit Massagen und Co. und das Aktivprogramm. Natürlich sind auch diese – neben dem körperlichen Effekt – wertvoll für die mentale Entspannung und Erholung. Aber sind sie so nachhaltig in ihrer Wirkung, wie bewusst mentale Auszeiten und Maßnahmen? Sind die Massage oder der Yoga-Kurs noch so wirksam, wie sie sein könnten, wenn wir unmittelbar danach zum Handy greifen und die nächsten Mails checken?

Eine Vielzahl an Ideen für mentale Auszeiten. Foto: SpaCamp
Eine Vielzahl an Ideen für mentale Auszeiten. Foto: SpaCamp

Jedem ist klar – und vor allem ist es erlebbar – dass das nicht so ist. Jeder kennt das Gefühl, die falsche Mail zum falschen Zeitpunkt gelesen und sich damit den Moment (der Entspannung) zunichte gemacht zu haben.

Die Bedeutung der mentalen Komponente (neben der körperlichen) ist für die echte und nachhaltige Erholung definitiv kein Geheimnis mehr. Was allerdings noch fehlt, sind die Bereitschaft, diese vermeintlich anstrengenden oder zumindest ungewohnten Maßnahmen zu ergreifen. Und es fehlt noch an niederschwelligen Angeboten, an kleinen Remindern, an einfachen Ideen und vor allem am liebevollen Mit-der-Nase-Draufstupsen, wie ich mich als Gast nicht nur körperlich, sondern auch mental wirklich erholen und das Beste aus meinem Wellnessurlaub rausholen kann.

Zahlreiche Ideen, 5 Fazits und ein Follow Up

Viele tolle Ideen sind zusammengekommen, die sich schwer in ein kurzes Fazit zusammenfassen lassen. Es folgt dennoch ein Versuch und auf jeden Fall ein Follow Up…

  1. Wir sollten für die mentale Erholung mehr Bewusstsein und mehr Angebote schaffen – von niederschwellig bis umfassend. Wo und wie können wir durch Storytelling und „snackable content“ unsere Gäste dafür begeistern und bewegen, sich mentale Auszeiten zu nehmen und auch für, beziehungsweise in, diese zu investieren?
  2. Unsere Gäste sollten Berührungspunkte und Möglichkeiten geschenkt bekommen, sich mental zu entspannen – vor der Anreise, während des Aufenthaltes und danach. Zum Beispiel durch Playlists, Düfte auf dem Zimmer, Entspannungsübungen und Anleitungen, Tipps für den Alltag, Affirmationen oder inspirierende Fragen, wie z.B.: Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? Hier gilt, wie oben beschrieben, weniger ist mehr, dafür aber bewusst!
  3. Wir dürfen noch kreativer werden, wie alle Sinne genutzt, entspannt und stimuliert werden können. Um welche Angebote oder Aspekte wie beispielweise Waldbaden, Künstlerisch-Gestalterisches, Musik und Hörerfahrungen, Düfte, Bewegung, Begegnung, Humor, Literatur, Selbstreflexion und Selbstliebe können wir unser Angebot erweitern?
  4. Das gesamte Team sollte für das Thema abgeholt, geschult und für die positive Selbsterfahrung gewonnen werden. Begeisterung, Beratung und Betreuung sind sicherlich Schlüsselfähigkeiten, die gebraucht werden.
  5. Das Thema Retreat und Packages ist ein dazu passendes und aktuelles Thema, das wir uns beim SpaCamp im Oktober nochmal vornehmen wollen.
Experiment gelungen! Wolfgang Falkner und Lisa Stangier nach der Session. Foto: SpaCamp
Experiment gelungen! Wolfgang Falkner und Lisa Stangier nach der Session. Foto: SpaCamp

Ein Follow Up zu diesem spannenden Austausch und auch zum Thema Packages und Retreats wird es wohl auf dem SpaCamp im Schloss Fleesensee vom 14.-16. Oktober 2024 geben. Die Anmeldung dazu startet am 1. Mai und die Vorfreude ist, wie wir auf der FIBO gemerkt haben, in diesem Jahr besonders groß. Sichert euch am besten direkt euer Ticket!

Und natürlich lohnt sich auch immer ein Besuch auf der FIBO Messe in Köln – für reichhaltigen Input zu Fitness- und Gesundheitstrends, Ideen rund um Bewegungs- und Entspannungskonzepte, apparative Innovationen, Ernährung, Körpergesundheit, Longevity und mehr. Und für den spannenden Austausch auch mit immer mehr Expert:innen in Sachen Wellness, Spa und Hotellerie.  Die FIBO war auch dieses Jahr wieder ein toller Ort, um alte Bekannte und neue Gesichter zu treffen. Beeindruckend war auch, wie sich der Meeting Point Spa & Wellness wieder weiterentwickelt hat – mit tollem Programm, spannenden Vorträgen und Diskussionen und der feierlichen Verleihung des Spa-Manager Awards.

Sabine Tomscheit, Anke Brendt, Lisa Stanger und Wolfgang Falkner am Meeting Point Spa & Wellness auf der FIBO 2024. Foto: SpaCamp
Sabine Tomscheit, Anke Brendt, Lisa Stanger und Wolfgang Falkner am Meeting Point Spa & Wellness auf der FIBO 2024. Foto: SpaCamp

Abschließend gilt ein großer Dank Anke Brendt von der FIBO Global Fitness und Sabine Tomscheit, Team Expo Novo für die Organisation und ihrer herzlichen Betreuung vor Ort. Wir würden uns freuen, mit dem SpaCamp 2025 wieder dabei zu sein!

Autor:in: Lisa Marie Stangier
Lisa Marie Stangier

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