Spa-Trends 2024: Rückblick auf den 1. SpaCamp Trend Talk

Das war ein echter Power-Start in die Woche. Am Montag, den 26.2.2024, fand der 1. SpaCamp Trend Talk statt. Knapp 50 Teilnehmer:innen trafen sich online, um gemeinsam aktuelle Spa- & Wellness-Trends zu besprechen und ihre Erfahrungen im Umgang mit Trends zu teilen. Wie findet man Trendthemen, wie integriert man diese in ein bestehendes Konzept, was sind mögliche Stolpersteine und was kann sogar Katalysator sein?

Reger Erfahrungsaustausch beim SpaCamp Trend Talk 2024. Foto: Screenshot Zoom
Reger Erfahrungsaustausch beim SpaCamp Trend Talk 2024. Foto: Screenshot Zoom

Biohacking, Holistic Health, Digital Detox, Dirty Wellness 

Mit diesen Schlagworten luden wir die Spa-Community zum 1. SpaCamp Trend Talk. Der kompakte 2-stündige Talk mit den Podiumsgästen Dr. med. Andrea Gartenbach, Lisa Markl, Spa-Managerin im Naturhotel Forsthofgut und Kerstin Herter, Gründerin von STRESSFREI.digital und einer anschließenden offenen Diskussion zeigte, dass längst nicht alles Trend ist, was in Medien oder auf Social Media gehypt wird. Und auch wenn ein Trend tatsächlich Potenzial hat, heißt dies nicht, dass man damit seine Zielgruppe erreicht, das Timing passt oder man damit auch wirtschaftlich erfolgreich ist. 

Wir haben die Teilnehmer:innen im Vorfeld gebeten, Trends einzureichen, die ihrer Meinung nach gerade in aller Munde sind. Healing Architecture, Workation, Hybride Spas, Yielding, Mental Health, nachhaltige Regeneration und Back To The Roots sind nur einige Beispiele aus der bunten und vielseitigen Word-Cloud. An so manchen Trends wurde sich innerhalb der Branche schon fast schwindelig diskutiert, weil man sich nicht einig über ihre Berechtigung ist.

Ganz egal, ob man sich an den Begrifflichkeiten stört, sie als abgenutzt oder verbraucht wahrnimmt oder sie gar als die ultimativen Trendthemen sieht: Über all die genannten Themen wird gesprochen und geschrieben. Grund genug, sich diese und andere einmal genauer anzusehen, um herauszufinden, wo sich ein zweiter Blick vielleicht lohnt, wie man Hypes von echten Trends unterscheiden kann und wie man mit Trends grundsätzlich umgehen kann.

Mit „New Health“ länger, gesünder und optimierter leben

Viele Trends, über die wir aktuell sprechen, fallen in die Kategorie „New Health“, wie es Longevity & Biohacking-Expertin Dr. med. Andrea Gartenbach nennt. Spa- & Wellnesslocations entwickelt sich immer mehr von reinen Wohlfühl-Oasen zu therapeutischen oder gar medizinischen Institutionen. Es geht mehr um Gesunderhaltung, die Linderung von Beschwerden, aber auch um Angebote und Anwendungen mit Effekt und Ergebnis.

Die klassische, wohltuende Massage ist nach wie vor angesagt, aber immer größer wird auch das Angebot rund um das Thema Longevity – also die gesunde Langlebigkeit – mit vielseitigen präventiven Angeboten oder auch Treatments aus dem Biohacking-Repertoire. 

Dr. med. Andrea Gartenbach beschäftigt sich intensiv mit den Themen Longevity & Biohacking. Foto: Screenshot Zoom
Dr. med. Andrea Gartenbach beschäftigt sich intensiv mit den Themen Longevity & Biohacking. Foto: Screenshot Zoom

Digital Detox beschreibt die Absicht, bewusst Bildschirm-freie Zeiten einzulegen. Smartphone weg, Laptop zu, Auszeit genießen: es könnte so einfach sein. Die Realität zeigt allerdings, dass kurze Auszeiten vom Bildschirm nicht nachhaltig Stress reduzieren, sondern allerhöchstens ein kleiner Impuls sein können. Das Leben findet nun einmal bei vielen zu einem großen Teil digital statt – und das wird sich so bald auch nicht ändern.

Durch den Trend zur Workation werden Urlaub und Arbeit ganz bewusst verbunden – und den Augen damit auch in der Auszeit keine Auszeit gegönnt. Verschiedene Hotels antworten auf diese Bewegung mit speziellen Arbeitsräumen oder Meeting Zonen. Was sich auf den ersten Blick nach Digital-Detox-Falle anhört, kann in Wahrheit ein Gamechanger sein. So ist die digitale Zone klar von der Erholungszone getrennt und die Bildschirme können auf dem Zimmer, im Spa und in der Natur gerne offline bleiben.

Effektiver als Digital Detox findet Augenoptikerin Kerstin Herter den Ansatz, die Augen zur Stressreduktion zu nutzen. Spannend ist, dass rund 60 Prozent unserer Gehirnenergie allein für das Sehen in Anspruch genommen werden. Noch spannender:

Über das Auge kann auf eine ganz einfache Art und Weise Stress abgebaut werden. Wellness für die Augen eben.

Durch die Entspannung der Augen kann Stress abgebaut werden, sagt Kerstin Herter. Foto: Screenshot Zoom
Durch die Entspannung der Augen kann Stress abgebaut werden, sagt Kerstin Herter. Foto: Screenshot Zoom

Das Spa kann der Ort sein, an dem man durch ein niederschwelliges Angebot eine Stressreduktionstechnik kennenlernt, die man anschließend mit in den Alltag nimmt. Ein nachhaltiges Wellness-Erlebnis, welches weder kosten- noch personalintensiv ist. Oft sind es nämlich kostspielige Investitionen – nicht nur durch die Anschaffung neuer Apparate und ähnliches, sondern auch in die Mitarbeiterschulungen – die das Spa innovationsscheu machen und lieber an Bestehendem festhalten lassen. Das Risiko zu scheitern ist nicht nur konzeptionell zu hoch, sondern auch monetär.

Kann man mit Themen wie Natur und Nachhaltigkeit noch „trendy“ sein, oder braucht es immer ein neues, „fancy“ Buzzword?

„Absolut“, ist sich nicht nur Lisa Markl sicher. Wichtig ist, dass man diese großen Themen in individuelle Erlebnisse übersetzt. Es gibt schon einige Jahre eine breite Bewegung Richtung Nachhaltigkeit – das ist per se etwas sehr Erfreuliches. Wer allerdings nur auf den fahrenden Zug aufspringt, weil aufgeklärte Gäste gewisse Dinge nicht mehr als „nice-to-have“, sondern als Standard sehen, der wird zweifelsohne scheitern.

Mit Greenwashing kommt man heutzutage nicht mehr durch. 

Wer die Themen Natur und Nachhaltigkeit aber wirklich besetzen will, der muss sich schon entsprechend positionieren. Authentizität ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn das Angebot auch zu den Werten und der Vision eines Hotels oder Spa-Betriebs passt, dann wird man damit erfolgreich sein.

Lisa Markl ist Spa-Leiterin im Naturhotel Forsthofgut. Foto: Screenshot/Zoom
Lisa Markl ist Spa-Leiterin im Naturhotel Forsthofgut. Foto: Screenshot/Zoom

Neue Trendbegriffe klingen zwar auf den ersten Blick aufregend und erwecken Aufmerksamkeit, die Frage ist aber immer: Wie leite ich daraus ein stimmiges Angebot für Gäste ab? Ist das geschafft, stellt sich natürlich auch die Frage: Habe ich tatsächlich die Zielgruppe dafür? Der Weg vom Buzzword zum umsatzrelevanten Angebot ist ein langer. Noch vor der möglichst stimmigen Integration in ein bestehendes Gesamtkonzept, muss kritisch hinterfragt werden, ob sowohl die Gäste als auch die Mitarbeiter:innen bereit für bestimmte Neuerungen sind.

Trends sind selten Gefühlssache

Wie man das herausfindet? Was die Gäste angeht, ist noch immer Nachfragen das Tool mit größter Treffsicherheit. Dies kann im Grunde an jedem Customer Touch Point – online und offline – passieren. Mitarbeiter:innen müssen darin geschult sein, wichtige Informationen vom Gast zu bekommen – zum Beispiel, indem sie die richtigen Fragen während einer Anwendung stellen. Wer Daten sammelt, versteht seine Gäste. Und mit diesem Verständnis ist es einfacher, Trends, die lediglich die Industrie forciert oder auch vermeintliche Branchentrends von der realen Nachfrage zu unterscheiden.

Natürlich darf im Spa auch Raum für neue Ideen sein. Denn was der Gast (noch) nicht kennt, kann er oder sie auch nicht nachfragen. Was sich als hilfreich erwiesen hat ist, den Vertrauensvorschuss der Gäste für das Ausprobieren neuer Trends zu nutzen. Wer ein bestimmtes Spa kennt oder der Reputation eines Hauses vertraut, der ist meist auch offen für Treatments, die er oder sie noch nicht kennt. Der Gast verlässt sich in diesem Fall auf die sorgfältige Auswahl des Hauses und die Stimmigkeit mit dem Gesamtkonzept.

Mit neuen Trends Gäste überzeugen? Nicht ohne die Mitarbeiter:innen!

Dass sich die Gäste auf neue Angebote einlassen, ist wichtig. Noch wichtiger ist allerdings, dass ich unterwegs zur Angebotsgestaltung alle Mitarbeiter:innen mitnehme. Ja, tatsächlich alle! Nicht nur jene, die im Spa für das Treatment zuständig sind. Die Gästereise beginnt schon an der Rezeption und genau hier ist auch der erste wichtige Kontaktpunkt, wenn es um die erfolgreiche Etablierung neuer (Trend-)Themen geht. 

Man verkauft am Ende nur, wovon auch das Personal überzeugt ist.

Darum ist es essentiell, Mitarbeiter:innen an der Angebotsentwicklung und am Erlebnis teilhaben zu lassen. Der Bonus: Wertschätzung für die Mitarbeiter:innen, ehrliche Empfehlungen, authentischer Verkauf. Mitarbeiter:innen sind auch ganz oft Quelle für neue Trends. Man muss nur hinhören und eine Umgebung schaffen, in der Ideen willkommen sind.

Über den Tellerrand: Funktionieren bei uns Hybride Spas und Medical Wellness?

Hybride Spas nutzen geschickt technologische Systeme und integrieren diese in Wellnessanwendungen. Zum einen gelingt es dadurch, einen gewissen Standard zu etablieren und zum anderen wird so versucht, den Fachkräftemangel auszubalancieren.   

Im Gegensatz zur klassischen kurativen Medizin, setzt Medical Wellness früher an. Statt Kranke zu heilen und Symptome zu lindern, steht die Gesundheit und Prävention im Fokus. Der Begriff Medical Wellness wurde in den USA geprägt – der „medizinische“ Aspekt ist hierzulande immer noch irreführend und oft mit Krankheit, statt mit Gesundheit assoziiert. Auch wenn Anwendungen und Treatments die Eigenverantwortung für die Gesundheit in den Mittelpunkt stellen und somit unter den Schirm von Medical Wellness fallen, könnte ein anderes Wording mehr Lust auf diese Art von Wellness machen.

Kryotherapie, Eisbaden, Infusionstherapie, Lichttherapie und viele mehr sind evidenzbasierte „medizinische“ Therapien, die nicht immer unmittelbar wohltuend sind oder einen Effekt zeigen, sich allerdings nachweislich positiv auf die Gesundheit auswirken. 

Kleine Umfrage bei den Teilnehmer:innen im Vorfeld zu Trend-Themen. Foto: SpaCamp/Mentimeter
Kleine Umfrage bei den Teilnehmer:innen im Vorfeld zu Trend-Themen. Foto: SpaCamp/Mentimeter

Spa & Wellness Erlebnis – vom Ich zum Wir?

Wellness wird auch gerne als „Ich-Zeit“ umschrieben. Endlich Zeit für mich, abschalten, bei mir ankommen! Die Wellness-„Wir-Zeit“ eröffnet eine ganz neue Perspektive. Wellness gegen das Alleinsein. Wellness, um wieder in Kontakt zu kommen, sich zu unterhalten, in Interaktion zu sein. Soziale Beziehungen wirken sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden aus. Sie gehören also selbstverständlich im Wellness-Konzept mitgedacht.

Egal ob man Dinnertische speziell für Alleinreisende anbietet, die neue Kontakte knüpfen möchten, spezielle Communication Points für redselige Alleinurlaubende einrichtet oder eine Sauna statt mit dem Hinweisschild „Ruhezone“ mit der Aufforderung zu Klatsch und Tratsch ausstattet:

Mit verschiedenen Maßnahmen kann im „Ich-Raum“ auch ein bisschen mehr „Wir“ entstehen.

Ob wir im deutschsprachigen Raum bereit für Hybride Spas, Medical Wellness und Gruppenwellness sind, wurde im Zoom-Talk diskutiert. Einig ist man sich darüber, dass sowohl der Westen, als auch der Osten gerne in Bezug auf Ursprünglichkeit und Natur auf unser Teller schaut. Was man anderswo als Trend bezeichnet, liegt bei uns oft in der natürlichen DNA.

Wie finde ich den Trend, der zu mir passt?

Es lohnt sich, verschiedene Trendquellen zu nutzen, um up-to-date zu bleiben. So können Fachnetzwerke, Studien, nationale und internationale Kongresse sowie Spa- und Wellness-Fachveranstaltungen Impulse geben. Auch allgemeine Gesellschaftstrends sollte man immer am Schirm haben – die Trendforschung ist hier ein guter Wegweiser, um nicht nur die aktuellen, sondern auch die zukünftigen Bedürfnisse der Gäste zu erfüllen. Social Media sollte – zumindest was die Kommunikationstrends angeht – ebenfalls als Quelle herangezogen werden. Und nicht zuletzt liefert der Austausch mit Mitarbeiter:innen und Gästen wertvolle Insights zu Bedürfnissen und Trends. 

Ob ein Spa-Trend zu meinem Haus passt, entscheiden Vision, Werte und Gesamtkonzept. Wahrscheinlich lässt sich aus vielen Trends ein stimmiges Angebot für das Spa ableiten. Wichtig ist aber auch die kritische Frage, ob Mitarbeiter:innen und Gäste für neue Trends bereit sind. 

Natur trifft Technologie beim 1. SpaCamp Trend Talk 2024. Foto: AdobeStock/Inlovehem/generiert mit KI
Natur trifft Technologie beim 1. SpaCamp Trend Talk 2024. Foto: AdobeStock/Inlovehem/generiert mit KI

Wie geht man mit Spa-Trends um?

Wer neues wagt, trägt natürlich auch das Risiko zu scheitern. Darum empfiehlt es sich, kleine Trendschritte zu gehen, anstatt sofort eine Großinvestition zu tätigen. So kann man sich einer neuen Thematik vorsichtig annähern und die Akzeptanz intern und extern testen. Das Risiko in eine Kostenfalle zu tappen ist damit überschaubar.

  • Warum nicht neue Angebote erst für Mitarbeiter:innnen einführen? 
  • Warum kein Leasingmodell für neue Geräte und Apparaturen wählen?
  • Warum nicht am größten Schmerzpunkt der Gäste ansetzen und erstmal einen kleinen Trigger setzen?

Sollte das Angebot positiv angenommen werden, kann man selbstbewusst auf den Trendzug aufspringen. Wobei immer gilt: Bedürfnisse sind wichtiger als Trends, wenn es neben dem Image auch um den Umsatz geht.  

Egal um welchen Trend es sich handelt: man sollte sich nicht nur ausreichend mit der Angebotsentwicklung beschäftigen, sondern auch mit dem Wording. Ist ein Buzzword manchmal ein Türöffner, kann es an anderer Stelle vielleicht sogar hinderlich sein.  

Das vielleicht schönste Bild des Trend Talks entstand ganz am Ende der intensiven Session:

Spas schaffen nicht nur Erholungs- sondern auch Entdeckungsräume.

Man darf dies durchaus als Einladung verstehen, Gästen etwas anzubieten, was sie noch nicht am Schirm hatten. Spas dürfen Bedürfnisse also nicht nur stillen, sondern auch durchaus wecken!

Vielen Dank an die Expertinnen unseres Podiums und alle Teilnehmer:innen des SpaCamp Trend Talks für den offenen Austausch zu Spa Trends 2024, das Teilen von Erfahrungen und die spannenden Impulse, Anregungen und Ideen!

Wir freuen uns, den einen oder anderen Trend näher beim SpaCamp 2024 im Schloss Fleesensee beleuchten zu dürfen. Themenvorschläge können ab 1. Mai eingereicht werden. Zu diesem Termin startet auch der Ticketverkauf.


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