Auf der Suche nach dem Wesentlichen

Wie gelingt der Fokus auf das Wesentliche im Spa- und Gesundheitshotel? Diese Frage stellte Friedrich Kaindlstorfer vom CURHAUS Marienschwestern mit den Standorten Bad Kreuzen und Bad Mühllacken in Oberösterreich, letztes Jahr beim SpaCamp "SummerCamp" in seiner Session. Nun haben wir den charismatischen Geschäftsführer wieder gefragt, wie es aktuell um den Wert des Wesentlichen steht und welche Rolle dabei die Traditionelle Europäische Medizin spielen kann.

Rückzug und Auszeit vom Alltag. Foto: CURHAUS Marienschwestern
Rückzug und Auszeit vom Alltag. Foto: CURHAUS Marienschwestern

Lieber Fritz, vor einem Jahr, bedingt durch Corona, waren viele Unternehmen dabei, ihre Spa-Konzepte ernsthaft zu hinterfragen. Es galt ein neuer Fokus auf das Wesentliche. Heute hat man das Gefühl, es gelten wieder die alten Regeln – größer, schneller, schöner und ja keinen Hype verpassen. Wie ist dein Gefühl?

Hypes kommen und gehen, sind oftmals einseitig und kurzfristig, manchmal auch oberflächlich und hauptsächlich auf Profit ausgerichtet. Mit einem trendy Boom ist vielleicht schnelles Geld zu machen, aber langfristig mag der Erfolg ausbleiben. Der Kunde merkt recht schnell, was „echt“ im Sinn von authentisch oder halbherzig inszeniert ist. Es lohnt sich kaum, als Spa-Betreiber auf einen trendigen Zug aufzuspringen, ohne die dazugehörige Qualität und das Know-how vorweisen zu können.

Die Ansprüche der Kunden sind meist konkret und hoch. Sie wollen für ihr Geld Qualität sehen. Neben einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis ist die Betreuung nach dem Motto „Der Kunde ist König“ gepaart mit Qualität und einem authentischen Gesamtkonzept ein Erfolgsgarant. Qualitative Spezialisierung mit individueller Beratung und einem daraus resultierenden persönlichen Anwendungskonzept werden hochgeschätzt.

Ambiente, Freundlichkeit und Kompetenz des Personals sind weitere Kriterien für die Kundenzufriedenheit. Die Zeiten von „Wir können und bieten alles“, wo schnell ersichtlich wird, dass qualitativ fragwürdig und ohne „Seele“ gearbeitet wird, sind vorbei.

Kompetenz und Zeit für den Gast. Foto: CURHAUS Marienschwestern
Kompetenz und Zeit für den Gast. Foto: CURHAUS Marienschwestern

Bei den Curhäusern Marienschwestern besinnt man sich auf die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) und auf das Fasten. Was macht diese Konzepte auch heute so wertvoll und wo verbindet ihr altes Wissen mit neuen Erkenntnissen?

Wir kombinieren im 1. Zentrum für TEM in Bad Kreuzen die Erfahrungsmedizin mit moderner Schulmedizin, mit dem Ziel, den Gast typgerecht bei der Gesundheitsvorsorge zu unterstützen bzw. Beschwerden zu lindern. Die TEM mit ihren fünf Säulen, Ernährung, Bewegung, Hydrotherapie, Phytotherapie und Lebensordnung ist optimal, um Selbstheilung und -regeneration zu fördern.

Die TEM ist beinahe 3000 Jahre lang erprobt und kann uns bedeutende Impulse für Prävention und Heilung liefern. Basis ist die Vier-Elemente- und Vier-Säftelehre nach Hippokrates mit den dazugehörigen vier Temperamenten/Archetypen, Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker und Melancholiker. Krank oder geschwächt ist ein Mensch, wenn ein Ungleichgewicht der Säfte (=Lebensenergien) vorhanden ist.

Hildegard von Bingen, Paracelsus, Rudolf Steiner und Sebastian Kneipp sind nur einige der bekannten Namen in der TEM. Wir arbeiten mit Experten, Forschern und Historikern zusammen, um unser Wissen stets zu erweitern, alte Methoden modernen Bedürfnissen anzupassen und sie weiterzuentwickeln. Aderlass, Schröpfen, die Klostermedizin, Herzmeditation, Pflanzenheilkunde nach der Signaturenlehre, Güsse, Bäder und Wickel, Reflexologie und Wyda, die sanften Bewegungsübungen der Kelten, sind nur einige der Methoden und Anwendungen. Die TEM kann begleitend und unterstützend zur Schulmedizin eingesetzt werden.

TEM und Klostermedizin in den Curhäusern Marienschwestern. Foto: CURHAUS Marienschwestern
TEM und Klostermedizin in den Curhäusern Marienschwestern. Foto: CURHAUS Marienschwestern

Welche Angebote bietet ihr Menschen, die eine bewusste Auszeit suchen, um zu sich zu kommen, eine neuer Körper-Geist-Seele-Balance zu erfahren oder auch vor wichtigen Entscheidungen stehen?

Rückzug und Auszeit vom Alltag, Fasten, Entgiften, hin zum Natürlichen, kurzum das Abwerfen von Ballast in vielen Bereichen, sehe ich nicht nur trendy, sondern zukunftsweisend für Burn-Out-Vorsorge, Gesundheit, (Umwelt)Bewusstsein, Work-Life-Balance und Zufriedenheit. Hier ein paar Hauptmotive, die ich bei unseren Gästen, die Reduktion, natürliche Heilmethoden, den individuellen Weg bei Entlastung und zu neuer Energie suchen, sehe:

  • Erschöpft und überreizt – Sehnsucht nach einer Auszeit vom Alltag: „Mir reicht’s, ich kann nicht mehr, ich fühle mich kraftlos, bin müde und möchte einfach einmal offline gehen, weg von allen Pflichten, Zeit und Ruhe für mich haben“ – Wer kennt sie nicht, solche Seufzer und Wünsche, die nach einem kurzzeitigen „Abtauchen“ rufen. Viele stehen auch an einer Wegkreuzung im Leben und nutzen eine Detoxkur als Entscheidungshilfe.
  • Zuviel Gewicht: Hastiges Essen zwischendurch, Überforderung, Frust, Sorgen, Stress, falsche Essgewohnheiten und zu wenig Bewegung, gestörte oder empfindliche Verdauung – meist spielen mehrere Gründe zusammen, dass man zu viele Kilos ansammelt. Ob aus medizinischen Gründen, weil man sich einfach nicht mehr wohl fühlt mit dem Ballast am Körper, weil man seine Kost langfristig umstellen will oder weil man einfach neugierig ist, was der Verzicht mit einem macht – die Gründe für Fastenkuren sind vielfältig. Wichtig ist, dass der Gast zwischen sanften und intensiven Formen wählen kann, dass die Methode zu seinen Zielen und seiner Lebensphase passt.
  • Einmal fasten – immer wieder fasten: Viele unserer Stammgäste handeln nach dem Motto: „Wer einmal am eigenen Leib den Benefit des Fastens gespürt hat, für den wird es zum jährlichen Fixpunkt“. Ob allein oder in der Gruppe, in unseren Curhäusern ist alles möglich. Die Gäste schätzen jahrelange Erfahrung, hohe Qualität und stete Weiterentwicklung, diplomierte Fastenbegleitung, erfahrene Fasten- und Ernährungsmediziner sowie die Methoden der TEM, die den Entgiftungs- und Reinigungsprozess optimal unterstützen können.
  • Raus in die Natur! Der Wald, ein Gesundbrunnen: Untrennbar mit den Begriffen Detox, Fasten, Rückzug und Reduktion ist bei vielen Menschen der Wunsch nach Entspannung und Bewegung in reizvoller Natur verbunden. Wenn wir uns mit unseren natürlichen Wurzeln verbinden und in die Natur, in den Wald gehen, tritt der sogenannte Biophilia-Effekt ein. Diesen beschreibt der österreichische Biologe und Wissenschafter Clemens Arvay im gleichnamigen Buch am Beispiel der Auswirkungen von Pflanzen und Tieren auf unsere Gesundheit. Verantwortlich für die beruhigende, entstressende Wirkung sind vor allem die Terpene in der Waldluft. Aber auch Stille, Geruch, Naturklänge und Farben wirken auf uns. Beim Spaziergang im Wald reguliert sich zum Beispiel der Blutdruck, Stresshormone werden abgebaut und das Immunsystem gestärkt. Diese heilsame Grünkraft wusste schon vor 900 Jahren Hildegard von Bingen sehr zu schätzen. In Japan ist „Shinrin Yoku“, das Waldbaden heute ein Teil der Gesundheitsvorsorge. Von dort kam der Trend zu uns und mittlerweile werben Tourismusregionen und Hotels mit Angeboten zum „Waldbaden“.
Waldbaden. Foto:  Foto: CURHAUS Marienschwestern
Waldbaden. Foto: Foto: CURHAUS Marienschwestern

Du hast in deiner Session auch dafür plädiert, große Wellnessbereiche, die nur mit Hardware und materieller Ästhetik punkten, zu hinterfragen und lieber in Behandlungsräumen zu investieren und natürlich in die Menschen. Was brauchen Mitarbeiter:innen heute, damit sie für den Gast da sein können?

Im Mittelpunkt unseres Führungskultur in unseren Gesundheitshäusern steht die Sinn- und Werteorientierung in der Unternehmenskultur. Das heißt „den Mitarbeiter, die Mitarbeiterin als geistiges Wesen zu verstehen, ihm/ihr mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen, ihn/sie als Partner:in zu sehen und damit eine tragfähige Beziehung herzustellen“. Diese Haltung dient zum Wohle des Gastes.

Friedrich Kaindlstorfer beim SpaCamp "SummerCamp" 2022. Foto: SpaCamp/Jasmin Walter
Friedrich Kaindlstorfer beim SpaCamp “SummerCamp” 2022. Foto: SpaCamp/Jasmin Walter

Vielen Dank, lieber Friedrich Kaindlstorfer, Geschäftsführer CURHAUS Marienschwestern, für das Interview und die vielen Impulse, die zum Weiterdenken anregen.


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