Bedürfnisse von Spa-Teams, Wünsche der Kunden und Ankommen-Gefühl für Gäste – die SpaCamp-Sessions 2020 in Raum 2
Was brauchen unsere Spa-Teams jetzt?
„Kommunikation, Wertschätzung und den Blick nach vorne“ könnte die Essenz aus der spannenden Session mit Dagmar Rizzato von Rizzato Spa Consulting sein. Die Corona-Pandemie inklusive Lockdown und dem späteren Wiederaufsperren unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen fordern ihren Tribut: Irritation, Orientierungslosigkeit und Erschöpfung waren und sind bei Gästen und im Team spürbar. Für Angebot und Kommunikation ist das Thema Sicherheit wichtiger denn je.
Aber nicht nur Mitarbeiter*innen standen plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen. Auch Führungskräfte mussten sich auf eine Krisenführung einstellen. Eine wichtige Komponente in der Führung in unsicheren Zeiten ist es, die Menschen im Blick zu haben und diese individuell zu begleiten. Hierbei hilft der regelmäßige Austausch, das bewusste Wahrnehmen von Emotionen und wertschätzendes Feedback. In der Diskussion herrschte Einigkeit darüber, dass die Kommunikation untereinander in Zeiten der physischen Distanz noch wichtiger ist. Das erfordert natürlich Zeitressourcen, die Führungskräfte bereit sein müssen zu investieren. Meeting-Strukturen müssen neu überdacht und auf die jeweilige Situation angepasst werden. Das WIR-Gefühl stärkt sich besonders durch Raum für persönliche Gespräche, die man trotz physischer Distanz nicht vergessen darf. Jede Herausforderung ist auch eine Chance. Führungskräfte, die es schaffen, neu entwickelte Ideen, Tools und Strukturen auch in die Zeit nach der Krise zu führen, werden nachhaltig vom neuen WIR-Gefühl profitieren.
Mit Markenkooperationen hoch hinaus
Kennst du die DNA deines Hotels oder Spas? Perfekt – denn dies ist der erste Schritte zu einer Markenkooperation mit Mehrwert! An Ideen für Partnerkooperationen mangelte es dem Session-Publikum nicht, aber eine Partnermarke muss mit Bedacht gewählt werden, weiß “Die Starnbergerin” Friederike Müller. Nur wenn sich die Werte und das Image der Marke mit der Vision und der DNA meines Hauses decken, können Synergien optimal genutzt werden und führen zu einem Mehrwert für beide Kooperationspartner.
Wer eine passende Partnermarke gefunden hat, sollte sich die Frage stellen: „Was kann ich in diese Kooperation einbringen, um einen Mehrwert zu schaffen?“ Der Mehrwert für mein Hotel oder Spa könnte sein, dass das Angebot für Gäste attraktiver und vielseitiger wird. Aber nicht nur Dienstleistungen und Produkte von Partnern schaffen einen interessanten Mehrwert. Auch Content jeglicher Art, gemeinsame Wachstumsideen und kreative Umsetzungen bieten Potential. Kleine Marken können besonders von großen Reichweiten passender Kooperationspartner profitieren. Durch ein Gewinnspiel kann man beispielsweise ganz neue Zielgruppen erreichen. Bei aller Euphorie muss man aber immer darauf achten, die DNA der eigenen Marke zu stärken und sie nicht durch widersprüchliche Werte einer Fremdmarke zu schwächen.
Was verdienen Wellness- und Spa-Fachkräfte?
Wie bereits beim SpaCamp 2019 angekündigt, wurde im September letzten Jahres eine Umfrage unter Wellness- und Spa-Fachkräften durchgeführt. Ziel war es, Transparenz in Gehalts- und Benefit-Strukturen der Branche zu bringen. Die rund 100 Rückmeldungen zeigten, dass sich Betriebsgröße und Angestelltenzahl auf die Entlohnung auswirken. Der Betriebsumsatz dagegen scheint das Gehaltsniveau nicht zu beeinflussen. Der Fachkräftemangel sorgt einerseits für eine positive Entwicklung der Gehälter innerhalb der Branche. Gleichzeitig sorgt die durch Corona bedingte Jobunsicherheit bei vielen für ein Ausharren trotz Unzufriedenheit.
Eva Hackenberg und Simon Kellerhoff vom IST-Studieninstitut zeigten, dass manche der häufig angebotenen Benefits wie Firmenevents, Essenszulagen, kostenfreie Unterbringung oder auch kostenfreies Internet als weniger wichtig erachtet oder auch als selbstverständlich gesehen werden. Die Session-Teilnehmer*innen ergänzten die Liste der oft gebotenen Benefits mit alternativen Ideen. So könnten auch das Übertragen von Verantwortung, die Miteinbeziehung in Entwicklungsprozesse oder exklusive Inhouse-Angebote für Mitarbeiter*innen attraktiv sein. Arbeitgebern wird immer mehr bewusst, dass in Mitarbeitermotivation investiert und ein wertschätzendes Wohlfühlumfeld geschaffen werden muss. So wird aus dem beliebigen Arbeitsplatz das oft zitierte „zweite Zuhause“.
Das Spa der Zukunft für den Kunden von morgen
Gäste möchten das ultimative, individuelle Treatment vor Ort erleben und die positiven Vibes anschließend mit nach Hause nehmen. Wie der Home-Spa-Moment mit Mitnehmprodukten oder auch Online-Coachings funktionieren kann, diskutierten Anita Thiel und Eva Böhm von Foreo in Bezug auf die zentrale Frage, wie sich Kunden und deren Ansprüche in den letzten Jahren (und besonders im aktuellen Corona-Jahr) überhaupt verändert haben.
Der Gast von heute (und morgen) möchte Privatsphäre – auch nach Corona! Kunden legen außerdem immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und fordern entsprechende Entwicklungen in Hotels und Spas ein. Corona hat außerdem verdeutlicht, dass Gäste bereit sind, für Wohlfühl-Treatments Geld auszugeben. Auf dieser wichtigen Erkenntnis muss aufgebaut werden. Die Challenge wird sein, die Gästefrequenz bewusst zu reduzieren, um Raum für Individualität und Qualität zu schaffen. Diesen Raum kann man auch in der Natur eröffnen, ganz nach dem Motto: Wellness goes Outdoor!
Die Digitalisierung ist ein wichtiges Vehicle um das Bedürfnis nach Privatsphäre zu organisieren. Innovative Technologien spielen auch bei Behandlungsgeräten eine Rolle. Diese dürfen das Treatment unterstützen und ganz neue Erlebniswelten öffnen. Im Zentrum wird aber weiterhin der Faktor Mensch stehen. Denn Gäste wollen (besonders in Zeiten von „physical distancing“) mehr denn je berührt werden.
Der Online-Video Boom als neue Kommunikationsform
Persönliche Treffen, physische Meetings oder Messen – so hat man vor 2020 Geschäftskontakte geknüpft und gehalten. Nun sind wir gezwungen, auf digitale Kommunikationstools auszuweichen, um miteinander verbunden zu bleiben. Was vor wenigen Monaten noch undenkbar gewesen wäre, ist heute beinahe „business as usual“. Corona brachte uns mit vielen Einschränkungen auch neue Chancen. Die Digitalisierung nimmt an Fahrt auf, in vielen Bereichen kam unfreiwillig der Technologie-Boost zum Einsatz und manche Unternehmen befinden sich mittlerweile auf der virtuellen Überholspur. Digitale Kommunikation wird nicht nur alltäglich, sondern auch kreativer und „näher“.
In manchen Bereichen sind Online-Videos wohl auch nach Corona nicht mehr wegzudenken. Effiziente Meetings, die Möglichkeit, die Kontaktfrequenz mit Partnern, Gästen und auch Mitarbeiter*innen zu erhöhen, Online-Schulungen, aber auch die Nutzung von Videos als Marketingtool werden sich 2021 verstärken. Überall dort, wo Interaktion, Berührung und die Sinne im Vordergrund stehen, werden Online-Videos den physischen Kontakt nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Der Experte Jörg Pattiss von Jörg Pattiss Online Video Marketing rät das verbleibende Jahr noch zu nutzen, um im Bereich Online-Video „fit“ zu werden. Es ist die Zeit des Übens und Ausprobierens, in der es auch beim Videodreh nicht auf Perfektion ankommt. Wer Online-Videos nicht nur aus der Not heraus verwendet, sondern anfängt die Potenziale zu nutzen, hat nach Corona einen klaren Vorsprung.
Geborgenheit im Tourismus sicht- und spürbar machen
Bietet nicht die Spa-Branche seit jeher den Raum für Sicherheit, Wohlbefinden, Wärme und Geborgenheit? Das Bedürfnis nach Geborgenheit ist in unsicheren Zeiten noch höher und es ist die Aufgabe von Hotels und Spas, diese Nachfrage bestmöglich zu erfüllen. Gäste erfahren Geborgenheit nicht nur durch sich selbst, sondern auch durch andere Menschen und besondere Ankerorte. Für die Branche ist es so wichtig wie noch nie, Sicherheit zu vermitteln und Geborgenheit spür- und erlebbar zu machen.
In der Diskussion mit Janina Fella vom Tourismus-Marketing Brandenburg wurde deutlich, dass sich Stammgäste tendenziell sicherer fühlen und weniger Sorgen und Ängste während des Aufenthalts empfinden. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie sich durch die gewohnte, vertraute Umgebung und die bekannten Gesichter der Mitarbeiter*innen geborgen fühlen. Dieses Gefühl kann durch entsprechende Raum- und Farbgestaltungen verstärkt werden. Kuschelige Rückzugsorte, Feuerstellen, warme Farben, vorgewärmte Handtücher bei Behandlungen, aber auch die Möglichkeit in Ruhe anzukommen, bevor die Formalitäten des Check-Ins erledigt werden, schaffen Geborgenheit.
Besonders in unsicheren Zeiten wie sie Gäste gerade erleben, ist die Kommunikation von Seiten des Gastgebers wichtig. Durch den Kontakt vor, während und nach dem Aufenthalt lässt sich ein nachhaltiges Gefühl der Fürsorge und Geborgenheit aufbauen, das im Idealfall bereits die Sehnsucht für den nächsten Besuch schürt.
Hier gibt es den Rückblick auf die Sessions in Raum 1.
Nächste Woche schließen wir unsere Session-Zusammenfassung mit Raum 3 ab.