Messen, Veranstaltungen und Video-Calls – Simeon Ruck wirft einen Blick zurück auf 2020 und in die Zukunft
Fangen wir ganz von vorne an. Wie hat euch die Nachricht im Winter 2020 getroffen, dass es keine BEAUTY geben wird?
Das war ein harter Schlag! Bei uns haben die Vorbereitungen einen langen Vorlauf und für das Jahr war bereits alles in trockenen Tüchern. Da hat uns die Pandemie einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Die ganze Branche war betroffen. Aber vor allem auch unsere Kunden*innen, welche die Messen als Kommunikations- und Informationsplattform seit vielen Jahren schätzen und lieben.
Die neue Situation hat intern viele Fragen aufgeworfen: Wie sollen wir unsere Neuprodukte präsentieren? Welche anderen Wege für die Neukundengewinnung können wir gehen? Aber auch die Frage, wie viele Messen im Jahr für unser Unternehmen und die Branche aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll sind. Die erzwungene „Messe-Abstinenz“ hat zu einer intensiven Reflektion der eigenen Möglichkeiten geführt. Mit der RUCK Erlebniswelt haben wir hier in Neuenbürg eine tolle Möglichkeit geschaffen, alle Produkte bei einem Beratungstermin kennenzulernen und auszuprobieren. Gleichzeitig bietet sich ein ideales Umfeld für die digitale Aufbereitung von Produktpräsentationen. Das haben wir genutzt und die auf Youtube veröffentlichten Videos wurden von unseren Kund*innen begeistert angenommen.
Welche Alternativen der Begegnung habt ihr in Zeiten des „Physical Distancing“ auf den Weg gebracht?
Statt Masse – Klasse! Wobei letzteres als Qualitätsmerkmal zu verstehen ist. Auch die beliebte RUCK Hausmesse konnte ja leider nicht stattfinden. Dafür haben wir unseren Fokus auf kleinere Teilnehmerzahlen und auf für bestimmte Zielgruppen zugeschnittene Angebote gelenkt. Mit den Experts & Family Weeks, einer neuen Veranstaltungsreihe, die im Juli, August und September jeweils über sechs Tage hinweg stattfand, hat sich dieses Konzept bestens bewährt.
Auch die persönlichen Beratungstermine in der RUCK Erlebniswelt konnten wir intensivieren. Überhaupt ist die Beratung meiner Meinung nach ein zentrales Messethema. Darüber haben wir in vielen internen Meetings immer wieder diskutiert. Wie können wir die Beratung noch individueller gestalten? Welchen Mehrwert können wir unseren Kund*innen am Telefon oder bei einem Besuch in Neuenbürg bieten? Als Ergebnis haben wir ein umfassendes, neues Vertriebssystem entwickelt, welches die individuelle Beratung des/der Kund*in in den Mittelpunkt stellt.
Daneben wurden die digitalen Angebote deutlich ausgebaut: Neben den Youtube-Videos, die als allgemeine Beratung zu Produkten und Produktanwendung gedacht sind, wurden Video-Calls zwischen Kund*innen und Kundenberater*innen direkt aus der RUCK Erlebniswelt in Neuenbürg erfolgreich eingeführt.
Online-Videos erlebten einen regelrechten Boom im Jahr 2020. Wie habt ihr euch hier aufgestellt?
Online-Dienste sind für uns absolut kein Neuland. Als einer der Ersten der Branche waren wir mit einem Online-Katalog im Netz vertreten. Heute steht für uns vor allem Content, der sinnvoll ist und online funktioniert, im Mittelpunkt. Denn es ist nur selten möglich, Offline-Themen 1:1 auf den Onlinebereich zu übertragen. Wir nutzen den Online-Kanal vor allem dort, wo es auf Schnelligkeit bei der Kommunikation ankommt. Also zum Beispiel für die Weitergabe aktueller Informationen, zur Klärung von Fragen und für individuelle Kunden-Tipps. Unser Credo lautet nach wie vor: Nichts kann den persönlichen Kontakt ersetzen. Mit Einführung der Live-Videoberatung haben wir versucht eine Brücke zum Kunden zu schlagen.
Auch im Bereich Aus- und Weiterbildung wird die Digitalisierung immer wichtiger. Deshalb werden ab 2021 die ersten Kurse an der RUCK Akademie online angeboten.
Viele Messen und Veranstaltungen haben im letzten Herbst aus der Not eine Tugend gemacht und Online-Formate angeboten, wie auch das SpaCamp. Was hat euch hier besonders gut gefallen?
„Physical Distancing“ ist für mich und RUCK eigentlich ein absolutes No-Go. Der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch gehört bei uns buchstäblich zur DNA. In diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr mussten wir uns mit erheblichen Einschränkungen abfinden. Umso wichtiger war es für uns, dass mit dem Online-Format des Spa Camps eine Möglichkeit geschaffen wurde, sich dennoch persönlich auszutauschen. Besonders gut gefallen haben uns die kleineren Gruppen-Räume als Ergänzung zum großen gemeinsamen Call.
Jetzt zum neuen Jahr: Wie blickst du persönlich in das Jahr 2021?
Meine Blickrichtung geht hochmotiviert nach vorne! Eine Ausnahmesituation wie diese sollte dazu dienen, neue Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen. Wenn es eine positive Auswirkung der Corona-Pandemie gibt, dann doch zum Beispiel der enorme Anschub für die Digitalisierung. Das hatte bei RUCK schon bisher einen hohen Stellenwert und wird noch viele starke Impulse erhalten.
Für das Berufsbild Podologie und Fußpflege stehen große Veränderungen an, was uns als Fachhändler natürlich besonders bewegt. Wir beobachten mit großem Interesse das Verbandsgeschehen und die Veränderungen im politischen Rahmen. Nach wie vor engagieren wir uns für eine Verbesserung des Podologen-Gesetzes mit dem Ziel selbständiger Intervention.
Gespannt bin ich auch auf die Entwicklung im Bereich Naturkosmetik, für unsere Haus ein permanentes Arbeitsfeld. Die NATRUE-zertifizierte Marke peclavus® bietet immer noch Spielraum für Verbesserungen und zusätzliche Produktentwicklungen.
Mir ist bewusst, dass uns Corona auch 2021 noch lange beschäftigen wird. Die rasche Entwicklung wirksamer Impfstoffe lässt aber die Hoffnung zu, dass das Infektionsrisiko minimiert werden kann. Vielleicht besteht dadurch auch wieder die Aussicht auf Messen und Veranstaltungen mit größerer Teilnehmerzahl. Bei entsprechenden Hygienevorkehrungen und mit Maske könnte ich mir das gut vorstellen. Wir sind so mutig und planen ab Mitte 2021 solche Veranstaltungen an unserer RUCK Akademie bereits mit ein.
Vielen Dank, lieber Simeon Ruck, für diesen Einblick in eure Planungen in das Jahr 2021 und deinen Optimismus!