Lohnt sich Pinterest für das Spa- und Wellness-Hotel?

Viele sträuben sich, neben Facebook, Instagram oder YouTube noch einen weiteren Social-Media-Kanal zu betreiben. Warum Pinterest, vor allem für die Spa-Hotellerie, trotzdem lohnend ist, erzählen Tanja Klindworth von Spaness und Catrin Stoppa von Stoppa Touristik Consulting heute im Interview. Ein paar Einsteiger-Tipps gibt es on top.

Pin it! Ein Interview über den richtigen Nutzen von Pinterest für die Spa-Hotellerie. Foto: Fotolia/enterlinedesign

Pin it! Ein Interview über das richtige Nutzen von Pinterest für die Spa-Hotellerie. Foto: Fotolia/enterlinedesign

Laut eurer Session beim SpaCamp 2018 wird Pinterest in Spa- und Wellness-Hotels noch relativ wenig genutzt. Warum ist das so?

Im Bereich der Digitalisierung hat die Hotellerie definitiv aufzuholen. Es ist schön zu sehen, dass die Notwendigkeit einer modernen, responsiven Webseite mittlerweile verstanden wurde und auch von vielen Hotels bereits umgesetzt wird. Jedoch leider noch nicht von allen.

Social Media bietet der Wellness-Hotellerie eine Chance, inspirierende Impulse zu schaffen und beim Gast Neugier zu wecken. Hoteliers starten in der Regel mit einem Facebook-Account, teilweise folgen dann YouTube und Instagram. Die Nutzerzahlen von Pinterest steigen stetig, liegen jedoch noch deutlich unter den genannten Social-Media-Kanälen. Daher lag und liegt auf diesem Kanal noch keine Priorität. Genau hier bietet sich eine große Chance, sich in einem Umfeld darzustellen, welches noch nicht übersättigt ist, jedoch eine interessante Zielgruppe vereint.

Welche weiteren Gründe sprechen darüber hinaus für Pinterest? Welche Vorteile bietet das Social-Media-Tool im Gegensatz zu den genannten Kanälen?

Für unsere Session beim SpaCamp 2018 haben wir zum Thema Wellness & Hessen auf Pinterest geforscht und bisher überwiegend Magazine, Blogger und User Generated Content gefunden. All diese Beiträge weisen hohe Zugriffszahlen auf. Kaum ein Wellness-Hotel stellt sich aktuell persönlich dar. Wer also jetzt mit Pinterest beginnt, wird es leichter haben, Kunden für sich zu gewinnen, bevor viele Hotels auf den Zug aufspringen und die Konkurrenz zunimmt.

Oft sind zeitliche Ressourcen und mangelndes Wissen der Grund, sich nicht mit weiteren Social-Media-Kanälen beschäftigen zu wollen. Hier geht es in der Regel nicht um mehr Zeit, die in Marketing investiert werden sollte, sondern eher um eine strukturierte Planung und Umverteilung der bereits aktuell genutzten Zeit, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Tanja Klindworth und Catrin Stoppa bei der Pinterest-Session beim SpaCamp 2018 in Fulda. Foto: SC/DH STUDIO, Dirk Holst

Tanja Klindworth und Catrin Stoppa bei der Pinterest-Session beim SpaCamp 2018 in Fulda. Foto: SC/DH STUDIO, Dirk Holst

Pinterest ist ein aufstrebender Kanal mit einer sehr interessanten Zielgruppe. Wie wir bereits im Rahmen der Session beim SpaCamp aufgezeigt haben, handelt es sich um überwiegend weibliche Nutzer von 30 bis 55 Jahren mit gutem Einkommen und Bildung, die kaufbereit und für „schöne Dinge“ affin sind. Auch hat Pinterest aktuell noch keinen so restriktiven Algorithmus, der die Sichtbarkeit wie z.B. bei Facebook und Instagram sehr stark reduziert. Im Gegenzug zu den anderen Social-Media-Kanälen funktioniert Pinterest eher wie eine Suchmaschine. Diese bietet zudem eine intuitive Möglichkeit, strukturiert Inspirationen zu sammeln.

Pinterest gibt die Möglichkeit, direkte Links von der Webseite z.B. aus dem Blog zu teilen und verhilft damit zu mehr Traffic auf der eigenen Webseite. Das wirkt sich auch positiv auf die Suchmaschinenoptimierung aus. Durch die visuelle Darstellung, ergänzt mit wenigen Schlagworten, kann der Nutzer die Information eines Pins meist in einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne bewerten.

Kontinuität und Relevanz der Themen sorgen auf Pinterest schnell für eine hohe Viralität, nicht zuletzt unterstützt durch Re-Pins anderer Nutzer. Weitere Argumente für Pinterest: keine Shitstorms oder negative Kommentare. Auch die Inhalte sind deutlich langlebiger wie beispielsweise bei Instagram.

Worauf ist zu achten, wenn man mit Pinterest arbeiten möchte, und gibt es vielleicht besondere Beginner-Tipps?

Wie immer im Marketing sollte auch bei Pinterest zu Beginn eine ganzheitliche Strategie stehen, die mit allen anderen On- und Offline-Maßnahmen abgestimmt wird. Passend dazu werden ein Profil und erste Pins, mit Blick auf Schlagworte und Zielgruppe, erstellt.

Zur Erstellung ansprechender Pins bieten sich inspirierende Fotos an oder aber eigens erstellte Titelbilder. Geschmäcker sind verschieden. Durch unterschiedlich gestaltete Pins und verschiedene Pinterest-Boards besteht die große Chance, verschiedene Interessenten anzusprechen.

Beispiel: Pinterest-Profil des Wellnesshotel Seeschlößchen

Beispiel: Pinterest-Profil des Wellnesshotel Seeschlößchen

Zusätzlich sollte der Pin-Button auf der Hotelwebseite eingefügt werden, um die Besucher der Seite zu animieren, User Generated Content zu erstellen. Besonders wichtig fürs Gelingen ist aber definitiv Kontinuität.

Nur wer den Kanal pflegt und regelmäßig pinnt, wird Erfolge verzeichnen.

Ein Ergebnis eurer Session war, dass vor allem spannende Hotel-Architektur gut für Pinterest geeignet ist. Welcher Content eines Spa-Hotels wird sonst noch gut angenommen?

Bloggerin Tanja Klindworth von Spaness. Foto: Tanja Klindworth

Bloggerin Tanja Klindworth von Spaness. Foto: Tanja Klindworth

Toll bei Pinterest ist, dass man sich im Rahmen der einzelnen Boards und Pins sehr stark mit Beiträgen spezialisieren kann. Angenommen wird, was anspricht. Für ein Hotel kann das die Architektur sein, gemütlich gestaltete Zimmer, eine blühende Gartenanlage, eine stylische Lobby, besondere Dekoelemente oder Ausstattungsdetails.

Denken wir an das Beispiel einer vitalen Hotel-Küche, können als Pinterest-Board Veranstaltungen, Themenwochen, gesunde Küche, aber auch Rezepte und DIY-Tipps (wie z.B. eigene Kräutersalze herstellen) einfließen. Ein weiteres Beispiel wäre ein Aktivitäten-Board mit Anleitungen zu Yogaübungen, schöne Wandertouren rund ums Hotel oder Sehenswürdigkeiten in Hotelnähe. Sehr beliebt sind beispielsweise auch konkrete Anlässe wie z.B. „Traumhochzeit im Wellnesshotel“ oder „Warum ihr euren ersten Hochzeitstag im Wellnesshotel verbringen solltet“.

Speziell zum Thema Wellness bietet sich eine Mischung aus Informationen wie Saunatipps, Wellness-Geschenke-Tipps, Lieblingsanwendungen der Hotelgäste oder Reiseberichte. Auch DIY-Anleitungen „Mixe dein eigenes Körperöl“ oder „Gesichtsmaske selbst gemacht“ sind sehr ansprechend.

Je ansprechender die Pins und je relevanter die Themen, desto eher wird die Zielgruppe re-pinnen und sich auf die Hotel-Webseite klicken, um mehr Infos zu erhalten.

Zu guter Letzt: Würdet ihr Pinterest jedem Akteur der Spa-Branche empfehlen? Welche Kriterien gibt es hier abzuwägen?

Beraterin Catrin Stoppa von Stoppa Touristik Consulting. Foto: Catrin Stoppa

Beraterin Catrin Stoppa von Stoppa Touristik Consulting. Foto: Catrin Stoppa

Generell gilt die Devise, wenn ich mich entscheide, einen weiteren Kanal in meinen Marketing-Mix einzubinden, dann muss ich Zeit und Personal dafür einplanen. Natürlich immer in passender Relation zum Nutzen. Wenn meine Zielgruppe, wie oben erwähnt, überwiegend weiblich und kaufbereit ist, sollte ich Pinterest auf alle Fälle als Tool in die engere Wahl meines Marketing-Mix packen.

Prinzipiell empfehlen wir also jedem Spa- und Wellness-Akteur, sich mit dem Thema zu beschäftigen, im eigenen Segment mal ein wenig zu stöbern und auf Ideensuche zu gehen. Da Pinterest eine fotobasierte Suchmaschine ist, bietet ein Pinterest-Profil jedem Akteur der Branche ein Potential, der emotionale Bilder bieten kann, um Aufmerksamkeit zu erzielen.

Die Priorität sollte jedoch auf jeden Fall im ersten Schritt auf einer professionellen Webseite liegen. Sie bildet die Grundlage für alle Social-Media-Aktivitäten. Denn es hilft nicht, durch verschiedene Social-Media-Kanäle Traffic auf die eigene Webseite zu bringen, wenn dort nicht übersichtlich und ansprechend alles zu finden ist.

Ziel ist es, aus einem interessierten und inspirierten Leser einen potentiellen Kunden und Gast werden zu lassen.

Vielen Dank, Tanja Klindworth und Catrin Stoppa, für eure Aufklärung sowie Tipps zum Thema Pinterest. Wir sind gespannt, wie sich dieses Social-Media-Tool weiterentwickeln wird!


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