Recruiting im Spa: Was schätzen gute Mitarbeiter*innen? Interview mit Judith Ertler und Anna Kopp

Das Herz des Spas sind gute Mitarbeiter*innen. Doch wo findet man diese? Worauf legen gute Fachkräfte heute Wert und was ist dem Arbeitgeber wichtig? Wir haben bei Headhunterin Judith Ertler, JEH Consulting, und der Studio-Inhaberin Anna Kopp nachgefragt. Beide haben in ihrer gemeinsamen Session beim vergangenen SpaCamp dieses Thema besprochen und viele Erkenntnisse gesammelt.

Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Spa keinen Halt. Foto: Fotolia/DragonImages

Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Spa keinen Halt. Foto: Fotolia/DragonImages

Jeder weiß, ein guter Lebenslauf ist zwar nach wie vor wichtig, allerdings noch lange nicht alles. Worauf legen Arbeitgeber*innen heute Wert?

Auf die Persönlichkeit! Entscheidend ist, neben der Qualifikation, ob eine Person zum Unternehmen und ins Team passt, die Persönlichkeit. Die Soft Skills und der Charakter sind dabei absolut wichtig. Auf beiden Seiten übrigens.

Liebe Judith, auf welchen Kanälen findet man heute gute Mitarbeiter*innen? Hat das klassische Zeitungsinserat ausgedient?

Absolut, klassische Inserate bringen – vor allem im Bereich Führungskräfte – sehr selten den gewünschten Erfolg. Meist haben die Wunschkandidat*innen einen Job und sind gar nicht auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Als Headhunter spreche ich Kandidat*innen aktiv an und mache sie dadurch aufmerksam auf neue, interessante Job-Opportunities. Das bringt einen ganz anderen Kandidaten-Pool.

Die erste Zeit in der neuen Arbeit ist entscheidend. Welche drei Punkte findet ihr beim Onboarding am wichtigsten?

Natürlich ist die Qualifikation per se wichtig, also welches Wissen ist vorhanden und wie wird es in der Praxis umgesetzt. Onboarding beinhaltet für mich (1) eine strukturierte Einschulungsphase, um den Job per se und das Unternehmen kennenzulernen. Sehr oft kommt das viel zu kurz und der/die Mitarbeiter*in wird ins kalte Wasser geworfen. (2) Training on the Job ist essentiell für eine exzellente Performance – also wirklich mit einem Plan die einzelnen Trainings abarbeiten, Platz für Rückfragen lassen und „ein“-schulen!

Außerdem gehört auch dazu, dass der/die Mitarbeiter*in weiß, an wen er/sie sich mit welchen Fragen wenden kann. (3) Gegebenenfalls können auch soziale Aktivitäten wie Lauftreffs, Yoga oder andere Aktivitäten (die vom Unternehmen organisiert/gefördert werden) in den Onboarding-Prozess fallen und die soziale Zugehörigkeit an einen Betrieb positiv beeinflussen. Nach dieser Phase sollen Mitarbeiter*innen und Arbeitgeber nicht nur ein gutes Gefühl haben, sondern der Job (inkl. Philosophie und Service) muss sitzen.

Was muss ein Unternehmen, egal ob Kosmetikstudio oder Spa, mitbringen, um qualifizierte und engagierte Mitarbeiter*innen zu halten und weiterzuentwickeln?

Die Session von Judith Ertler Hernández und Anna Kopp beim SpaCamp 2018 in Hessen. Foto: SC/DH STUDIO, Dirk Holst

Die Session von Judith Ertler Hernández und Anna Kopp beim SpaCamp 2018 in Hessen. Foto: SC/DH STUDIO, Dirk Holst

Ein attraktiver Arbeitsplatz beinhaltet sicherlich mehr als „nur“ ein gutes Gehalt/einen guten Lohn! Es geht darum, die Stärken des/-r Mitarbeiter*in zu erkennen und genau da zu fördern und weiterzuentwickeln.

Das Image einer Firma spielt auf den ersten Blick sicherlich eine entscheidende Rolle, vor allem aber auch die Meinung/Bewertung anderer Mitarbeiter*innen. Was versprochen wird, muss auch gelebt werden!

Außen hui, innen pfui hat keine positiven Zukunftsaussichten.

Ein Ergebnis eurer Session war, Mitarbeiter*innen auch hinter die Kulissen blicken zu lassen. Anna, du hast einen erfolgreichen Instagram-Account aufgebaut, wo auch die Mitarbeiter*innen mitwirken. Worauf kommt es hier an?

Das A und O ist natürlich, dass die Mitarbeiter*innen gut eingeschult sind und sich total mit dem Unternehmen identifizieren. Das bedeutet auch, dass sie es in der Bild- und Schriftsprache verstanden haben (CI/CD). Da spielt das Onboarding eine wesentliche Rolle. Social Media, insbesondere Instagram, lebt vom „Teilen des Alltags“. Menschen wollen teilhaben, an dem, was passiert, und das Gefühl haben, mittendrin und dabei zu sein. Der Blick hinter die Kulissen ist, was Menschen fasziniert.

Wie ein Unternehmen das Posten und Sharen dann operativ handhabt, ist Vereinbarungssache. Entweder der/die Mitarbeiter*in bekommt die Kompetenz, direkt posten zu dürfen, oder die Stories werden gespeichert, an den Instagram-Verantwortlichen geschickt (das kann der Eigentümer/Spa-Manager sein oder eine Person, die für Social Media verantwortlich ist) und dann wird kontrolliert, gegebenenfalls selektiert/verändert und gepostet.

Zu guter Letzt: Was ist euch aus eurer Session besonders im Gedächtnis geblieben?

Ausgezeichnete Mitarbeiter*innen wollen zu hervorragenden Unternehmen. In beiden Fällen gibt es keinen Platz für Mittelmäßigkeit. Bei Fachkräften kann man mit Blicken hinter die Kulissen auf diversen Medien (Instagram, Facebook) die passenden Kandidat*innen auf sich aufmerksam machen, bei Führungskräften sind es eher die Plattformen wie LinkedIn und Xing, die punkten.

Vielen Dank, Judith Ertler & Anna Kopp, für eure Einschätzung und den Einblick in eure SpaCamp-Session 2018.


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