Rückblick Trend Talk 2025: Gesundheit genussvoller und Genuss gesünder gestalten
Vergangenen Montag, den 24.2. trafen sich knapp 50 Teilnehmer:innen zum SpaCamp Trend Talk, um aktuelle Trends aus Spa, Wellness und Gesundheit und deren Relevanz für Hotels zu besprechen. Zum Auftakt gab es eine überaus spannende Podiumsdiskussion mit Katharina Pirktl, Gastgeberin im Alpenresort Schwarz, Camilla Holm, Spa-Managerin im Great Northern und Dr. Ronald Burger, Inhaber von Source Gesundheitsberatung. Wir haben für euch die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Longevity quo vadis
Es dauerte nicht lange, bis wir auf das Thema Longevity zu sprechen kamen. Dieses ordnet sich laut Dr. Ronald Burger von Source Gesundheitsberatung wunderbar in den Megatrend Gesundheit ein. Auch wenn er zu Beginn skeptisch war, hat es der Begriff geschafft, als eine Art „Heiliger Gral“ angesehen zu werden, weil das Thema so umfassend ist und jeden betrifft. Denn, wer möchte nicht gesund altern und möglichst lange leben? Auch hat Longevity die oftmals schwierige Diskussion rund um Medical Wellness etwas gelöst. Man kann mit einfachen Methoden arbeiten, aber auch, wenn erforderlich, einen Arzt hinzuziehen – beispielsweise bei Injektionen.
Spannend ist, wie dieses Thema in Hotels, die über Jahrzehnte gewachsen sind, integral und nicht additiv eingebunden wird. Das heißt, wie ist es möglich, nicht einfach ein Longevity-Treatment zu ergänzen, sondern das Haus darauf authentisch auszurichten?
Camila Holm, Spa-Managerin im Great Northern ergänzte, dass man in diesem Zusammenhang den Mut haben sollte, Dinge auch bewusst wegzulassen. Das hat meistens auch positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit. Die Digitalisierung hilft uns dabei, was das Bespiel auf gedruckte Spa-Broschüren zu verzichten, verdeutlicht.
Katharina Pirktl, Gastgeberin, Geschäftsleitung People & Culture und Qualitätsmanagement im Alpenresort Schwarz, Tirol/Österreich, betonte, dass wir jetzt eine große Chance in der Spa-Hotellerie haben, das Thema Gesundheit und Wellness wirklich auf die nächste Stufe zu heben. Jetzt sind die Gäste bereit, auch im Urlaub über Gesundheit nachzudenken. Von Vorteil ist, wenn man Stammgäste hat, mit denen man die nächsten Schritte gehen kann. Gäste brauchen Klarheit, daher ist es essenziell, zu zeigen für was das Hotel steht. Katharina freut sich außerdem, dass man als Hotel aktuell über viele Themen reden darf, die vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar gewesen wäre, wie z.B. das Thema Menopause.
Gesundheit ist einfach
Egal ob im Hotel oder in der Schule, Gesundheit muss als etwas einfaches kommuniziert werden, ergänzte Ronald. Ansonsten erreichen wir viele Menschen nicht. Es geht darum, zuerst einfache Übungen für jeden Tag zu lernen. Der Sportwissenschafter nennt vier Dimensionen, die jeweils in Balance sein müssen. Als Hotel können wir uns daran orientieren und vielfältige Angebote gestalten:
- Atem holen > Atempause
- Essen > Fasten
- Beanspruchung (Sport, aber auch gesunder Stress) > Regeneration (Entspannung, auch mental)
- Wärme (z.B. Sauna) > Kälte (Kaltes Wasser, Kryo)
Es beginnt bei den Mitarbeiter:innen
Katharina Pirktl verdeutlichte weiters, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter:innen miteinzubeziehen. Wenn wir den Gästen Gesundheit bieten wollen, dürfen wir nicht vor den Mitarbeiter:innen halt machen. So kann im Alpenresort Schwarz auch das Team die Kältekammer nutzen und auch die eigene Familie mitbringen. Wenn sich Mitarbeitende mit Gesundheitsthemen beschäftigen, spüren das die Gäste.
Um einen Schritt weiterzugehen, wurde eine eigene Gesundheitswoche für das Hotel-Team geschaffen. Hier nahmen 180 Mitarbeiter:innen teil. Aber auch Gäste, die zur gleichen Zeit Urlaub machten, durften dazukommen. So konnten sich Mitarbeitende und Gäste auf Augenhöhe begegnen. Außerdem war es möglich, dass auch interessierte Dorfbewohner kostenfrei teilnahmen. Katharina betonte, dass sich durch diese Veranstaltung wirklich etwas verändert hat. Großzügigkeit hat eine besondere Energie. Übrigens wurde der Begriff „Longevity“ noch gar nicht explizit erwähnt, weil dieser vor allem für Neulinge oftmals kompliziert klingt. Aber das verändert sich im Moment.
Genuss? Klar! Aber anders.
Manchmal hat man allerdings das Gefühl, dass bei aller Liebe zur Gesundheit, der Genuss zu kurz kommt. Camilla Holm, selbst gebürtige Dänin, kam hier auf den Begriff der Hygge zu sprechen. Die Dänen lieben und genießen es, gemeinsam eine schöne Zeit und dabei Spaß zu haben. Genuss ist ein Lebensstil. Sicher, Genuss wird heute oftmals anders zelebriert. So kommen die Gäste im Great Northern nach der Ruhe und Abgeschiedenheit am Zimmer oder in der Lodge gerne in ein belebtes Spa.
„Genuss muss nicht mehr unbedingt Schlemmen sein,“ sagte Katharina Pirktl. So ist heute das Frühstückstangebot viel gesünder. „Auch die Bar ist kleiner geworden, dafür aber der Fitnessbereich größer,“ ergänzte Katharina. Die Frage ist, von was sollen die Gäste mehr sehen? Für was soll das eigene Haus stehen?
Spannend war auch zu hören, dass beim Projekt „Dry January“ die Mitarbeiter:innen total mitgegangen sind und das sogar sehr aktiv in den Social-Media-Kanälen kommuniziert haben. Sicher, es gab auch Diskussionen und manche Gäste waren auch etwas irritiert. Aber, wenn man sich um die Gesundheit von Menschen kümmern möchte, sollte man auch vor dem verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol nicht zurückschrecken. Gemeinsam sind auch schwierige Themen machbar.
Mindful Movement
In den letzten Jahren gab es einen großen Fokus auf Kraft und Bodystyling, wie Functional Training, Cross Fit oder Hyrox. Ronald Burger ortet aktuell eine sanfte Gegenbewegung, weil viele Menschen durch das „immer-härter“ nicht mehr abgeholt werden und sich wieder mehr nach Achtsamkeit sehnen. Beispiele sind hier Qi-Gong, Fasziengymnastik, Atemtraining oder Slow Jogging.
Auch Katharina beobachtet, dass Gäste sich weniger für lange Wanderungen begeistern lassen, dafür aber kürzere Angebote schätzen, wo sie etwas lernen können, dann aber auch wieder Zeit für sich und den Partner haben. Hier gibt es viele Möglichkeiten für alle Altersgruppen. Für Camilla ist es wichtig, dass bei ihnen im Hotel sich jeder was mitnehmen kann, egal welches Level man hat.
Spiritualität als Gegenpool zu Longevity?
Auf die Frage, inwieweit das Thema Spiritualität im eigenen Spa-Angebot Platz findet, waren die Meinungen unterschiedlich. Camilla betonte, dass es im Great Northern kein spezielles Angebot dazu gibt, aber es auf die Positionierung des Hauses ankommt, inwieweit man sich dafür öffnet.
Im Alpenresort Schwarz gibt es hingegen Platz für Spiritualität bei Paarseminaren oder Beziehungsretreats. Katharina Pirktl betonte, dass jeder Mensch, jedes Unternehmen einen Spirit hat. Wir dürfen unsere Seele und Intuition nicht ausblenden.
Ronald zeigte auf, dass Longevity zwar durch eine Art „Tablette-Maschine-Funktion“ a la Brian Johnson populär würde, aber gerade in den Pausen, in Momenten der Muße, Spiritualität immer durchkommt.
Gesundheit messen – auch mit Künstlicher Intelligenz
Wenn es um Trends geht, spielt in unserer Zeit die Technologie eine große Rolle. Ronald stellte klar, dass wir noch nie so viele Möglichkeiten hatten, unsere Gesundheit zu messen (Schlaf, Herzratenvariabilität, Atmung). Und jede/r hat ein Smartphone. Wenn wir die Verbindung zum Spa-Hotel schaffen und auch die Verknüpfung zu intelligenten Chatbots, könnten diese z.B. ein Schlafretreat vorschlagen. Sicher gibt es auch datenschutzrechtliche Fragen.
Auch für Katharina ist klar, dass sie im Schwarz noch viel lernen müssen, es aber grundsätzlich gut ist, wenn man bewusster mit sich und bestimmten Gewohnheiten umgeht. Aktuell schaut sie sich mit ihrem Team Wearables, wie Oura Ringe oder Whoop-Bänder an. Jetzt ist die Chance, sich Gedanken zu machen, was wir wirklich wollen.
Camilla ergänzte hier noch einen wichtigen Punkt: „Technik muss einfach und intuitiv sein und darf auch nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen.“
Abschlussrunde – was noch wichtig ist
Camilla betonte, dass es essenziell ist, den Fokus auf Nachhaltigkeit nicht zu verlieren. Gesundheit ist nur in einer intakten Natur möglich. Auch der Gast honoriert und erwartet das heute.
Auch wenn das Thema nicht neu und der Weg noch weit ist – für Ronald ist es wichtig, die Lücke zwischen der Krankenkasse und dem Hotel zu schließen.
Katharina ergänzte abschließend, dass wir jetzt die Chance haben, uns klar zu positionieren. Weg von der Wohlfühlblase, die alles bieten möchte. Wir sollten in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien etc. Vorreiter sein, sonst machen es die anderen. Auch ist es wichtig, unser Wissen für Gesundheit zu teilen – mit den Mitarbeiter:innen, den Gästen und der Umgebung.
Vielen Dank an die Podiumsgäste Katharina Pirktl, Camilla Holm und Ronald Burger, dass ihr euer Wissen mit uns geteilt habt. Danke auch an meine Co-Moderatorin Lisa Marie Stangier für die gemeinsame Ausarbeitung der Fragen. Ganz lieben Dank auch an alle, die beim SpaCamp Trend Talk 2025 mitgemacht und sich mit Fragen eingebracht haben. So gab es im Anschluss an die Podiumsdiskussion noch einen sehr regen Austausch, der allerhand wichtige Punkte ans Tageslicht gebracht hat. Man konnte wieder mal sehen, wie wichtig es ist, sich bewusst Zeit für einen offenen Austausch zu nehmen.