Wellness goes Italy! Ausblick auf den Global Wellness Summit 2018 mit Susie Ellis

„Im Mittelpunkt von Wellness steht der Mensch!“, das ist das Credo von Susie Ellis. Hildegard Dorn-Petersen hat sich im Interview mit der Visionärin und Gründerin des Global Wellness Summit (GWS) sehr offen über den Veranstaltungsort 2018, die Technogym-Zentrale in Cesena/Italien, sowie einige Highlights im Veranstaltungsplan unterhalten.

Ein Interview mit Gründerin Susie Ellis über den Global Wellness Summit 2018. Foto: Nancy Davis/GWS

Ein Interview mit Gründerin Susie Ellis über den Global Wellness Summit 2018. Foto: Nancy Davis/GWS

Für dieses Jahr erkläre ich den Oktober zum Wellness-Monat. Und das nicht, weil sich zu dieser Jahreszeit viele unserer potentiellen Gäste eine Wellness-Auszeit gönnen, sondern weil im Oktober 2018 gleich zwei wichtige Branchen-Veranstaltungen dicht aufeinander folgen: der Global Wellness Summit (GWS), der von 6. bis 9. Oktober im italienischen Cesena stattfindet, und natürlich das 9. SpaCamp mit wenigen Tagen Abstand, von 12. bis 14. Oktober.

Im Vorfeld des GWS 2018 begab sich Susie Ellis auf die Spurensuche nach „Wellness Italian Style“. Susie Ellis ist eine Legende in der Spa- und Wellnessbranche und sie liebt es, Trends und Entwicklungen aufzuspüren, die für alle wichtig sind, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Mit ihrer Energie und Zielstrebigkeit hat sie den Global Wellness Summit zum „Davos der Wellnessbranche“ gemacht. Ich hatte Gelegenheit, Susie im Juni in Cesena zu treffen und ihr einige Fragen zu stellen.*)

Liebe Susie, offen gesagt war ich etwas geschockt, als ich das Motto für den Summit 2018 gelesen habe: „Shaping the Business of Wellness“. Geht es jetzt nur noch ums Business, ums Geschäftemachen und um das Geldverdienen?

Aber nein, das ist ein großes Missverständnis. Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass wir jetzt an einem Punkt angelangt sind, an dem wir Wellness zukunftsfähig machen und neu gestalten können. Das war nur möglich, nachdem wir den Markt erst einmal definiert hatten. Dabei wurde klar, dass die Global Wellness Industry viel mehr ausmacht als Spa & Beauty. Vor allem aber überraschte das im Global Economy Report 2015 veröffentlichte Marktvolumen: 3,7 Billionen US-Dollar, wow, das ist mehr, als die Autoindustrie aufweist (3,4 Billionen US-Dollar, Stand Oktober 2017). Und das Wachstum geht weiter, das kann ich schon jetzt für den neuen Report versprechen, den wir beim GWS vorstellen werden.

Jetzt sind wir schon wieder bei Zahlen und Fakten, vor allem aber bei Dollar-Zeichen?

Manchmal braucht es eindrucksvolle Zahlen, um etwas voranzutreiben. Wer hätte es wohl vor fünf Jahren gewagt, unsere Branche mit der Automobilindustrie zu vergleichen? Und ja, wir wollen etwas bewegen, beispielsweise mit unserem „Wellness Moonshot“ vom vergangenen Jahr. In einer globalen Zusammenarbeit soll alles daran gesetzt werden, Prävention zu propagieren, um lebensstilbedingte Erkrankungen zu vermeiden und gleichzeitig die steigenden Kosten der Gesundheitswirtschaft einzudämmen. Das ist sicherlich ein langer Weg, doch wir wollen ihn ebnen und promoten.

Warum hast du dich bei der Location für 2018 ausgerechnet für Italien und für Technogym als Gastgeber entschieden?

Das erste von Nerio Alessandri konstruierte Fitnessgerät. Foto: Hildegard Dorn-Petersen

Das erste von Nerio Alessandri konstruierte Fitnessgerät. Foto: Hildegard Dorn-Petersen

Ganz einfach: der CEO von Technogym, Nerio Alessandri, hat mich unglaublich beeindruckt. Nicht nur mit seinem italienischen Charme, sondern mit seiner Vision, die er geträumt und in die Realität umgesetzt hat. Er hat sein erstes Fitnessgerät im Alter von 22 Jahren zuhause in seiner Garage konstruiert. Diese Wurzeln sind für ihn wichtig und nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, sein Unternehmen woanders als hier zuhause in Cesena, im Herzen der Romagna, anzusiedeln. Dennoch hat er früh begonnen, über den Tellerrand zu schauen. Heute zählt Technogym 2000 Mitarbeiter rund um den Globus.

Die letzten Veranstaltungen waren geprägt vom starken Fokus (und Investment), den Summit zu sich in ein bestimmtes Land oder eine Region zu holen – von Indien, Marrakesch bis hin zu Tirol im Jahr 2016. Im vergangenen Jahr gab es erstmals ein singuläres Unternehmen, The Breakers in Florida, als Gastgeber des Summit. In diesem Jahr ist es Technogym. Geht bei so einer starken Anbindung nicht die Neutralität verloren?

Das glaube ich nicht. Für uns ist das Modell, mit dem sich Technogym als „Wellness Company“ aufgestellt und profiliert hat, ein wirkliches Erfolgsmodell. Mit dem Neubau der Firmenzentrale  konnte man ein überzeugendes Konzept für alle Mitarbeiter realisieren, das auf den drei klassischen Säulen von Wellness aufbaut: regelmäßiges Training, gesunde Ernährung und die richtige Lebenseinstellung.

Die Firmenzentrale von Technogym in Cesena. Foto:© Technogym

Die Firmenzentrale von Technogym in Cesena. Foto:© Technogym

Was ist an diesem Konzept so einmalig?

Wer einmal hier war, versteht das sofort. Die Produktionsräume sind hell, lichtdurchflutet und angenehm temperiert. Die Mitarbeiter-Kantine präsentiert sich als Lifestyle-Restaurant, in dem es Spaß macht, gesunde Speisen mit regionalen Wurzeln zu genießen. Hier werden täglich rund 1200 glückliche Mitarbeiter versorgt. Essen hat bekanntlich einen hohen Stellenwert in Italien.

Gab es weitere Gründe für eure Entscheidung?

Wir haben festgestellt, dass Italien eine wirkliche Quelle für Wellness ist. Schon die Römer kultivierten ihre Badekultur. Das Land verfügt über zahlreiche Bäder und Thermen – die Auswahl ist groß. Dazu gehört aber auch die richtige Portion von positivem Lebensgefühl, Genuss und nicht zuletzt eine Prise „Dolce Vita“.

Nun haben wir lange über die Destination gesprochen – wie sieht es mit den Inhalten aus? Was erwartet uns an spannenden Keynotes und Veröffentlichungen?

Wir haben so viele hochkarätige Referenten, dass es mir in der Tat schwerfällt, einige auszuwählen. Da wäre z.B. Dan Buettner, der die sogenannten Blue Zones erforscht, wo Leute am längsten und gesündesten leben – dazu zählt übrigens auch eine Ecke von Sardinien. Die Experten haben bei ihren Untersuchungen erwartet, ein bestimmtes Gen zu finden, welches ein langes Leben ermöglicht. Stattdessen war das Ergebnis ganz simpel:

Die Basis waren eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, starke soziale Bindungen und physische Aktivität.

Was man selbst daraus lernen kann und für seine persönliche Lebensqualität praktisch umsetzen kann, hat Dan Buettner in seinen Büchern beschrieben – und in den USA damit Verkaufsschlager gelandet.

Ein weiterer Keynote ist Bob Roth. Er gilt unangefochten als der Liebling und Experte vieler Stars für Meditation. Zu seinen Kunden zählen Hugh Jackman, Jennifer Lopez und Stella McCartney. Bob Roth setzt auf die bewusste Loslösung von “I got to”, dem Druck, gewisse Dinge meistern und sofort erfüllen zu müssen. Vielmehr ist die Refokussierung auf die innere Ruhe das Ziel.

Aber wir bringen nicht nur interessante Referenten mit aus den USA. Ein Heimspiel ist der Auftritt beim GWS für Präventions-Spezialist Dr. Ranieri Guerra, seit vergangenem Jahr neu im Führungsteam der WHO. Und natürlich wird auch Nerio Alessandri über seine Vision einer „Wellnesscompany“ sprechen. Die Message, das täglich in die Praxis umzusetzen, findet sich übrigens im Firmengebäude in allen Ecken. Sogar an den Türen der Aufzüge, die signalisieren: „Willst du mich wirklich benutzen oder nicht lieber etwas für dich tun und zu Fuß gehen?“

Was steht sonst noch auf dem Programm des GWS?

Ganz besonders freue ich mich in diesem Jahr auf den Gala-Abend, der im Grand Hotel in Rimini stattfindet. Was wäre Italien ohne Mode? Wir haben eine Modeschau „Wellness meets Fashion“ organisiert, die sicherlich alle begeistern wird.

Im Grand Hotel Rimini findet der Gala-Abend statt. Foto: Nancy Davis/GWS

Im Grand Hotel Rimini findet der Gala-Abend statt. Foto: Nancy Davis/GWS

Welche Themen sind es, die euch aktuell gerade am meisten beschäftigen?

Ich habe gehört, dass ihr euch gerade in der EU mit sehr viel Bürokratie und Verordnungen beschäftigen müsst. Mein Credo ist das direkte Gegenteil: Im Mittelpunkt steht der Mensch.

Er ist es, dem wir alle unsere Bestrebungen für ein gesünderes, glücklicheres und möglicherweise erfülltes Leben widmen.

Wir bedanken uns für das Interview und wünschen einen erfolgreichen GWS 2018!

Übrigens: Die Rekordzahl von rund 600 Delegierten, die im vergangenen Jahr beim Summit in Florida mit der starken Präsenz der Nordamerikaner begründet wurde, soll auch in diesem Jahr erreicht werden. Danke an dieser Stelle an Wolfgang Falkner, dass er dennoch beim SpaCamp bescheiden geblieben ist und erkannt hat, dass die Devise: „Immer schneller, immer höher, immer mehr!“ nicht zur vertrauten Atmosphäre der offenen Ideenwerkstatt passt. Eine ausverkaufte Veranstaltung mit „nur“ 200 Teilnehmern kann mehr als erfolgreich sein.

*) Anmerkung: Susie hat deutsche Wurzeln und ist in Baden-Baden geboren. Weil aber ihre deutschen Sprachkenntnisse begrenzt sind, wurde das Interview auf Englisch geführt.

Autor:in: Hildegard Dorn-Petersen
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