TEM – die sinnvolle Alternative zur TCM. Luise Köfer und Dr. Steinmetz im Interview
Beim SpaCamp haben wir über Trends in der Spa-Branche gesprochen. Hast du den Eindruck, dass fernöstliche Therapieansätze stärker im Trend liegen als heimische?
Luise Köfer: Ja, beim SpaCamp 2017 in Stegersbach haben wir darüber gesprochen. In Österreich hält der Trend der fernöstlichen Therapieansätze immer noch an. In Deutschland hingegen, wird es langsam spürbar, dass TCM, Ayurveda und Co sich in der late-majority-Phase befinden. Die Hochphase dieses Trends ist bereits überschritten und diese Entwicklung gibt heimischen Trends letztendlich eine neue Chance des Wachstums. Die Traditionelle Europäische Medizin hat das Potenzial stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken und die Spa-Branche neu zu beleben.
Ich bin der Meinung, dass wir Europäer Wirkstoffe die bei uns heimisch sind, besser vertragen und wir diese besser aufnehmen können. Dies gilt nicht nur für Nährstoffe in Lebensmitteln, sondern auch für Wirkstoffe die durch äußerliche Anwendungen auf unsere Haut gelangen. Alleine diese Tatsache ist ein starkes Argument für neue europäische Wirkstoffe und Heilmethoden.
Was genau ist TEM und wie schafft ihr die Verbindung zur Vinotherapie?
Luise: Bei der Traditionellen Europäischen Medizin handelt es sich um verschiedene Heilpraktiken, die im europäischen Kulturraum über Jahrhunderte entstanden sind. Zu den bekannten Anwendungen zählen beispielsweise die Kräuterlehre oder das Kneippen. Auch die Vinotherapie, die bei VINOBLE COSMETICS eine zentrale Rolle spielt, ist keine Erfindung unseres Hauses, sondern eine neue Interpretation von altem Wissen. Die Fachliteratur zu diesem Thema ist sehr rar, daher haben wir uns in aufwendigen Forschungsprozessen auf die Suche nach alten Überlieferungen gemacht. Wir haben mit Experten alte Schriften und Klosterbücher ausgegraben und nach Anhaltspunkten und Verbindungen gesucht.
Worauf wir dabei gestoßen sind, hätten wir in dieser Form nicht erwartet. Tatsächlich haben unsere Vorfahren das Potenzial der Traube erkannt und bei Massagen und Behandlungen wirksam eingesetzt. Unser Bestreben war es, diesen verborgenen Schatz wieder zugänglich zu machen. Wir haben eine Therapie entwickelt, die diese alte Tradition in eindrucksvoller Weise wieder erlebbar macht.
Wieso schätzen viele Gäste TCM und Ayurveda, können aber oftmals mit dem Begriff TEM nichts anfangen?
Dr. Karl-Heinz Steinmetz: Die Traditionelle Europäische Medizin hat verhältnismäßig wenig Medienpräsenz. Es gab vereinzelt Reportagen im Fernsehen oder auch Beiträge in Frauenzeitschriften – das vielseitige Thema wurde aber bisher lediglich gestreift. In den populären, deutschsprachigen Medienformaten finden sich nach wie vor sehr stark fernöstliche Heilmethoden und Therapien statt heimische therapeutische Traditionen. Schon alleine aufgrund dieser Medien- und auch Branchenpräsenz hat also der durchschnittliche Spa-Gast ein solides Verständnis von TCM und kennt verschiedene daraus entstandene Therapien. Die Abkürzung TEM halten dagegen noch viele Gäste für einen Schreibfehler.
Fehlt uns durch die vielen exotischen Trendströmungen in der Spa-Branche der Bezug zu unseren eigenen Wurzeln und traditionellen Heilmethoden wie sie in der TEM gelehrt werden?
Luise: Ja, bislang fehlte dieser Bezug. Die momentane Trendwende ist aber bereits deutlich zu spüren. Angesichts der Debatte um eine „Europäische Identität“ zieht das Thema TEM gerade merklich Aufmerksamkeit. Die ersten therapeutischen Angebote, die das Institut für Traditionelle Europäische Medizin entwickelt hat, funktionieren bereits in spezialisierten Einrichtungen. Sie umfassen TEM-Massagen, TEM-Balneotherapie, TEM-Detox & TEM-Entgiftung, TEM-Gesundheitsküche, TEM-Stresskompetenztraining etc. Dadurch die Ansätze noch relativ neu für Gäste sind, bedarf es auch entsprechender Information und Aufklärung. Die heilsame Wirkung hinkt der fernöstlichen allerdings keineswegs hinterher. Auch wir bieten mit der Vinotherapie Neu ein Angebot basierend auf altem europäischem Wissen an und die Resonanz ist sehr positiv.
Merkt ihr ein stärker werdendes Bedürfnis der Rückbesinnung auf regionale Werte, Weisheiten und Gesundheitslehren?
Luise: Das Institut für Traditionelle Europäische Medizin ist die Antwort auf diese Rückbesinnung. Auf Seite der Kunden ist dennoch eine deutliche Scheu zu spüren, die ich ganz klar dem fehlenden Wissen zuschreibe. Die TEM befasst sich zwar mit alten Traditionen die längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen sind, steht als kommerzielle Methode aber noch ganz am Anfang. Hier wird die Spa-Branche in den nächsten Jahren viel Fantasie und Kreativität einsetzen um entsprechende Ansätze zu einem Erlebnis für den Gast aufzubereiten.
Wie wird Tradition nun zum Erlebnis?
Luise: Indem sie „gelebt“ wird. Dies setzt voraus, dass man alte Traditionen und Kulturgeschichte interdisziplinär erforscht und die Erkenntnisse in eine erlebbare Anwendung für den Gast übersetzt. Natürlich gehört auch ein gewisses marketingtechnisches Geschick dazu, alte Traditionen neu in Szene zu setzen, spannend zu kommunizieren und Gäste neugierig zu machen. Ohne Nachfrage, haben auch wissenschaftlich fundierte Traditionen nur wenig Chance zum Trend zu werden.
Als zweiten Anker sehe ich das eigene Empfinden. Nur wenn der Gast eine wohltuende Wirkung verspürt wird ein neu entwickeltes Konzept basierend auf altem Wissen langfristig erfolgreich sein.
Tradition wird zum Erlebnis, wenn sie „gelebt“ wird.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Hat dieses Motto Trendpotenzial?
Luise: Ich würde es weniger als „Trendpotenzial“ bezeichnen, da der Satz das „Ferne“ als etwas negatives, fast schon mühsames sieht. Die Nähe dagegen wirkt gemütlich. Die europäischen Traditionen sind aber letztlich genauso fern wie die asiatische Gesundheitslehre. Ein wirklich tragfähiges TEM-Motto mit echtem Trendpotenzial sollte meiner Meinung nach den positiven TEM-Kern visualisieren und erlebbar machen. Mit der Vinotherapie Neu haben wir einen guten Zugang für die Spa-Branche geschafft, die das Erleben und die Reise zu alten Traditionen und Wurzeln ganz klar in den Mittelpunkt stellt.
Vielen Dank Luise Köfer und Dr. Karl-Heinz Steinmetz für das Interview!
Luise Köfer hat sich mit Dr. Steinmetz und einem Expertenteam auf die Spuren europäischer Vergangenheit begeben und ist dabei nicht nur auf die Wurzeln der Vinotherapie gestoßen, sondern hat ein Stück europäische Kulturgeschichte und einen wertvollen Baustein der Traditionellen Europäischen Medizin neu interpretiert und für den Spa-Gast zugänglich gemacht.